Lauftagebuch // 03.01.2012

2011 in Worten

Jahresrückblick: 2011 in Bildern - 2011 in Zahlen - 2011 in Worten

Ja, ist ja gut. Nach diesem Artikel habt ihr es geschafft und der Jahresrückblick ist vorbei. Das endlose Geschwafel, tagtäglich auf jedem Blog, ist nur etwas für die Hartgesottenen. Der Rückblick auf das Geschaffte ist aber nun mal notwendig, vor allem für den eigenen Kopf, sich über Erfolge freuen und Niederlagen abhaken. Was leider oft fehlt: Der kritische Rückblick. Dazu stellte Christian die passende und durchaus notwendige Frage:

„Hast du dir etwas vorzuwerfen?“

Habe ich das? Lief alles wie gewollt? War ich vernünftig? Erfolgreich? Das Jahr lässt sich im Allgemeinen in drei Punkten untersuchen:

  • Training: Wurde gut, konsequent und vor allem sinnvoll trainiert?
  • Wettkampf: Entsprach die Form dem Wunsch und konnte diese abgerufen werden?
  • Spaß: Wegen oder gerade trotz der anderen Punkte - Hat das Jahr Spaß gemacht?

Auch wenn dabei feststeht, irgendetwas wird man schon zum Meckern finden. Wir sind ja schließlich in Deutschland ...

Training - Der Blick auf die Vernunft

Was war das Ziel, was sollte passieren? 2010 war ein erfolgreiches, gutes Jahr. Ziel war dennoch, noch einmal einen drauf zu setzen. An erster Stelle stand der Läuferzehnkampf im Juni, an zweiter Stelle die sub1:20 auf der Halbmarathondistanz. Eine neue 10-km-Bestzeit sollte nur im Vorbeigehen mitgenommen werden. Auch wenn diese Punkte eher zum Thema Wettkampf passen - für die Zielsetzung im Training sind sie hier bereits nötig.

Laufhannes
Schmerz darf sein

Auf den Läuferzehnkampf ausgelegt lief das Training gut mit einem 24-Wochen-Plan nach Jack Daniels. Solides Grundlagentraining ohne Tempospritzen genügte, um in der Halle erste Kurzstreckenluft zu schmecken. Im Anschluss durfte ich auch endlich auf die Bahn, teilweise dreimal die Woche. 200er fingen an Spaß zu bringen, 400er waren okay und die 800er wurden zur am meisten gehassten Einheit. Aber solange es wirkt ... ich hielt mich an den Plan.

Nach dem Läuferzehnkampf bestimmten aber Wettkämpfen den Plan, sodass zwischen Regeneration und Tapering weder Zeit für richtiges Training noch für eine Ruhepause nach dem ersten Höhepunkt blieb. Was folgte war der kümmerliche Versuch, die Form über die Zeit zu retten und auf Pause und Neustart verzichten zu können. Keine gute Entscheidung.

Wenig erholt startete ich so im August in die nicht weniger harte Halbmarathon-Vorbereitung für Köln, ein hohes Ziel war ja gesetzt. Bis zum Test beim Deich-Halbmarathon lief auch die Greif-Treppe wunderbar. Etwas Regeneration und ein Infekt zerstörten aber die letzten drei Wochen vor Köln. Erst im Anschluss lief es wieder wie gewollt. Pause. Erholung. Grundlagentraining. Den zweiten Form-Höhepunkt hat mein Körper wohl auf die neue Saison verschoben.

Auf die Vernunft bezogen waren also höchstens drei Viertel des Jahres ein Erfolg.

Wettkampf - Der Blick auf den Erfolg

In der Summe stehen 33 Wettkämpfe für 2011 in der Tabelle, die allerdings bei 17 Veranstaltungen zusammen gekommen sind. In der Halle im Januar bin ich noch knapp an der 10-Minuten-Marke über 3.000m gescheitert und bei den anderen Meisterschaften waren die Leistungen ob der ungewohnten Distanzen nicht so recht einzuordnen. Der Sieg in Engers in 36:10 zeigte aber, was möglich sein kann, wenn auch danach in Saarbrücken (36:44) nicht mehr viel zusammen lief - bei 23°C aber kein Wunder.

Übertroffen wurde aber ohnehin alles vom Läuferzehnkampf in Mühlhausen. 57,37s über 400m und damit 2 Sekunden schneller als beim Westpfalz-Titel (Halle), 9:46 über 3.000m, Dritter über 5.000m in 17:09 und der fantastische Abschluss als Zweiter über 10.000m in 35:59,52.

Natürlich, "nur" 10 Sekunden schneller als in Engers, aber bei 27°C in der brennenden Mittagshitze ein so perfekt eingeteiltes Rennen mit Punktlandung abzuliefern, mit bereits neun Wettkämpfen in drei Tagen in den Beinen - das hätte als Erfolg für das ganze Jahr gereicht.

Laeuferzehnkampf
Freudenschreie nach den 400m, 3.000m, 5.000m und 10.000m in Mühlhausen

Was sollte man danach noch erwarten? Ich versuchte, die Form zu nutzen, aber beim Deichlauf (17:09), City-Lauf (35:46) und Abendsportfest (9:48) konnte ich die Bestzeiten nicht wie erhofft deutlich nach unten drücken. Erst einen Monat später beim Cola-Lauf gelang mit 35:09 ein weiteres Ausrufezeichen.

Der erhoffte Hammer beim Halbmarathon blieb später aber aus. Durch das Wetter und die Motivation gebremst ging es in Neuwied mit 1:23:54 nur um den zweiten Platz und in Köln stoppte mich der Toilettendrang, sodass ich mit 1:27:35 weit von meinem Ziel entfernt blieb. Nach einer kurzen Pause konnte ich im November bei insgesamt vier Wettkämpfen wenigstens ein wenig den Frust von der Seele laufen.

Spaß - Der Blick auf die Glückseligkeit

Dreimal in Neuwied gelaufen, in Köln den vielen Debütanten zugejubelt und beim StrongmanRun erst recht Spaß gehabt - was will man da mehr? Natürlich haben auch die restlichen Wettkämpfe gemacht, doch die Zusammenkunft mit euch anderen Bloggern war wieder das Sahnehäubchen. Darüberhinaus kann ich mir mit der Begründung "Spaß" die Unvernunft nach dem Läuferzehnkampf innerhalb von zwei Wochen drei weitere Wettkämpfe gelaufen zu sein schön reden.

Deichlauf: Monsterparty
Und wie wir Spaß hatten ...

Fazit - Was war ZweiElf wert?

Statt wie ursprünglich gedacht hatte das Jahr nicht zwei sondern nur einen Höhepunkt. Fünf Monate gute, konsequente Vorbereitung für den Läuferzehnkampf haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Im Nachhinein wird aber deutlich, dass die Saisonplanung im Anschluss nicht genug durchdacht war. Statt einer neuen Halbmarathon-Bestzeit gab es "nur" den Spaß bei den sommerlichen Wettkämpfen. Zum Glück ist das auch was wert.

Ob ich mir also etwas vorzuwerfen habe? Teilweise war die Lust größer als die Vernunft, ich wollte mehr Wettkämpfe laufen und habe mir damit teilweise selbst den Herbst versaut. Ja, das sollte ich mir ankreiden. In der Summe bin ich aber gut und vor allem verletzungsfrei durch das Jahr gekommen und konnte auf der 10-km-Strecke die Bestzeit noch einmal um 2 1/2 Minuten drücken. Das spricht für sich.