Wettkampf: 2008 // 27.10.2008

Lübeck Marathon 2008

16 Wochen Marathon-Training waren vorbei und nun zählten nur noch die nächsten Stunden. Der große Marathon stand bevor und es kam nur noch auf die heutige Leistung an, die ich auch zeigte. Bei schlechtem Wetter und einer wirklich harten Strecke lief ich einen tollen ersten Marathon in einer Zeit von 3:23:56. Vier Minuten unter dem eigentlichen Ziel, welches ich bei den Bedingungen bei Kilometer 35 auf 3:25 korrigiert hatte.

Vor dem Marathon

Da ich mit meinen Eltern bereits am Samstag angereist war, hatte ich am Sonntagmorgen genügend Zeit, um mich in Ruhe vorzubereiten. Im Hotel konnte ich noch Toast mit Honig und meine Bananen genießen, bevor ich mich dann langsam fertig gemacht habe. Der Wetterbericht bestätigte noch einmal, dass es bei milden Temperaturen zu starkem Wind und Regen kommen könnte. Daher entschied ich mich für mein langärmliges Laufshirt, was sich auszahlen sollte. Da ich bereits alle Unterlagen hatte (die "Marathonmesse" war allerdings ein Reinfall, nichts außer Startunterlagen) und ich mich im Hotel umzog, war ich rechtzeitig am Lübecker Marktplatz, ohne noch irgendetwas machen zu müssen. Also ging ich zu Fuß noch einmal die letzten 400 Meter der Strecke ab. Ich wollte ja wissen, was mich dort erwarten würde.

Zur Verpflegung hatte ich mich mit zwei PowerGels (Strawberry Banana, "lecker") ausgestattet, die ich mit Sicherheitsnadeln an der Hose befestigt hatte. Bezüglich des Trinkens wollte ich mich bei den offiziellen Verpflegungsstellen bedienen.

Der Marathon

Nach kurzem Aufwärmen war ich soweit, bereit für den Start zum bisher längsten Lauf meines Lebens. Seit ich mit dem Aufwärmen begonnen hatte, waren die Gedanken an den großen Marathon in den Hintergrund getreten. Der übliche Ablauf hatte begonnen. Dank der Nettozeitnahme konnte ich mir auch beim Start Zeit lassen.

Ohne Zeitdruck wartete ich, bis ich bei der Startlinie war. Dann ging es los, mit 4:40 auf dem ersten Kilometer auch nicht zu schnell. Die ersten Kilometer liefen in großer Masse und mit Zuschauerunterstützung gut. Bald hatte ich das Team LG Uni Lübeck gefunden, welchem ich mich vorerst anschloss. Bis in den Herrentunnel lief alles mit einem Schnitt von 4:40/km wunderbar. Etwas schneller als der 3:20-Kurs, was mit Rückenwind und Gefälle anfangs auch nötig war. Am Ende des Herrentunnels ging es natürlich hoch, mit einer kleinen Steigung dahinter etwa 50 Höhenmeter. Dabei spürten wir bereits die Beine, aber die Gruppe war sich einig, die Steigungen sind machbar, auch wenn es auf dem Rückweg deutlich härter werden würde.

Danach wurden wir etwas langsamer und ich verabschiedete mich nach 11 Kilometern von der Gruppe. Drei Kilometer deutlich über 4:50 war mir zu langsam. Mit dem ersten PowerGel gestärkt fand ich dann mein eigenes Tempo, dass ich wunderbar bis Travemünde laufen konnte. Dort standen auch endlich wieder Zuschauer an der Seite - zuvor war die Strecke sehr langweilig geworden (ohne Zuschauer über Land und Hafengebiet).

Zum Wendepunkt ging es nach der Strandpromenade eine knackige und unerwartete Steigung hoch, bevor wir uns auf den Rückweg machen konnten. Meine Durchgangszeit lag bei 1:38:11 - bei einem guten Rückweg war alles möglich. Bereits zu Beginn des Rückweges peitschte uns allerdings Wind und Regen entgegen. Ich nahm mein zweites PowerGel und versuche mich mit zwei Begleitern im Windschatten abzuwechseln. Den Verlust von der Steigung zur Wende hatten wir bergab wieder aufgeholt und wir pendelten uns bei 4:45/km ein. Das sieht gut aus, dachte ich. Inzwischen waren meine Hände recht kalt geworden, obwohl mir auf den ersten Kilometern noch sehr warm war, doch Wind und Regen kühlten schnell ab. Warm waren nur noch Waden und Oberschenkel, die ich mit etwas Wasser kühlte, da sie schwerer wurden.

Im Hafengebiet von Travemünde wartete eine weitere Steigung auf uns. Dort lief ich ein kurzes Stück rückwärts, um die Muskeln zu entlasten. Kurzzeitig verloren wir etwas Tempo, nahmen es bis zum Herrentunnel aber wieder auf. Kurz davor schnappte ich mir bei einer Verpflegungsstelle einige Apfelstückchen. Ich brauchte mehr Energie, denn im Herrentunnel musste gekämpft werden. Bereits auf dem gesamten Rückweg hatten wir einige Läufer eingesammelt und auch bei der Steigung im Tunnel, wo sich unsere Gruppe etwas aufgelöst hatte, fielen andere Läufer zurück. Einige gingen den Weg hoch, ich lief. So grausam war das gar nicht, auch wenn es nicht sehr schnell ging. Aber die Steigung zermürbte einen nicht vollständig.

Schlimmer war es erst anschließend. Der Regen wurde stärker, es hielt nur noch wenige Zuschauer am Rande und auf der großen Straße fühlten wir uns einsam. Vor dem Herrentunnel war die 3:20 noch drin gewesen, jetzt verlor ich die Zeit langsam. Die Beine waren schwer, denn die in der Summe harten Steigungen zeigten ihre Wirkung. Nein, da war nichts mehr zu holen. Ich hakte die Zielzeit ab und steuerte auf 3:25 zu, trotzdem ein Riesenerfolg.

Ich lief die folgenden Kilometer mit 5:10 bis 5:30 pro Kilometer und bedankte mich bei allen Zuschauern am Rand, die dem Regen trotzten. "Die freuen sich ja immer richtig" hieß es von denen. Und damit lagen sie richtig. Bald überholten mich zwei aus dem LG Uni Lübeck-Team, ein kurzes "Moin!", dann war ich wieder alleine. Erst als es zurück in die Lübecker Altstadt ging, waren die schmerzenden Beine egal. Ich legte noch einmal etwas Tempo zu, ohne aber einen echten Schlusssprint zu starten. Zu schön war das Gefühl, als wieder auf beiden Seiten Zuschauermassen standen und einen bejubelten. Die letzten 200 Meter waren mit in die Höhe gerissenen Armen richtig zum Genießen. 3:23:56 stand auf meiner Uhr und die gleiche Nettozeit stand später auch in der Ergebnisliste, aber das war in diesem Moment vollkommen egal.

Kilometerzeiten beim Lübeck Marathon 2008

 Nach dem Marathon

Damit war es geschafft, ich war ein Marathoni. Im Zielbereich war ich dann gar nicht so fertig, wie sonst. Der Verzicht auf den Schlusssprint zahlte sich somit aus. Dort traf ich auch einige Läufer wieder, mit denen ich zeitweise gelaufen wir. Wir beglückwünschten uns gegenseitig und ich verpflegte mich kurz mit Wasser, Apfelschorle und Apfelstückchen, ging eine Runde um den Markplatz und fand dann das Massagezelt. Bisher hatte ich auf das Warten verzichtet, dieses Mal wollte ich unbedingt eine Massage haben. Und es war gar kein großer Andrang, sodass ich sofort auf einer Liege Platz nehmen konnte, und dort sogar von einem ehemaligen Handballkollegen die Massage bekam. Und das tat gut.

Aus dem warmen Zelt dann wieder ins kalte Nass zu gehen war grausam. Ich holte schnell meine Urkunde und ging dann zu den Duschen. Das Wasser war zwar nicht warm, aber dafür hielt sich der Andrang in Grenzen. Die Dusche tat gut und auch wenn das Anziehen etwas schmerzhaft in den Beinen war, ich wärmte mich langsam wieder auf.

Bewertung des Marathons

Strecke:
Eine schwere Strecke, die es mit ihren Steigungen in sich hat. Das macht sie allerdings auch interessant, der Herrentunnel ist eine Herausforderung. Zwischen Herrentunnel und Travemünde (km 8 bis 16 / 26 bis 34) ist allerdings nichts los.
Organisation:
Für die erste Austragung war die Organisation gelungen. Es gab keine großen Mängel. Die Marathonmesse war schwach, es gab allgemein wenig Drumherum und die Toilettenanzahl auf dem Markplatz war zu niedrig (10 Toiletten für angebliche 2.600 Starter). Das alles ist aber in den nächsten Jahren ausbaufähig.

Statistik

Lübeck-Marathon
Platzierungen: 1. von 2 (AK), 63. von 606 (Gesamt)
Veranstalter: http://www.stadtwerke-luebeck-marathon.de/
Ergebnisse: http://result.davengo.com/dp/dgo/results/result...
Besten Läufe über 42,2 km
25.10.2015 1. Frankfurt Marathon 2:47:27 (3:59)
12.10.2014 2. Essen Marathon 2:55:51 (4:10) -8:24
13.03.2016 3. Bienwald-Marathon 3:22:58 (4:49) -35:31
26.10.2008 4. Lübeck-Marathon 3:23:56 (4:50) -36:29


Siehe auch