Training: Lübeck-Marathon // 01.11.2008

Der gemeinsame Marathon

Laufen wird meistens als Einzelsport betrachtet und persönliche Erfolge stehen meist vor den Erfolgen in der Mannschaftswertung. Auch ich trainiere fast immer alleine. Im Wettkampf wird man aber erst mit Gegnern und Mitläufern stark.

Dieses Phänomen ist bei jedem Wettkampf zu sehen, so auch beim Lübeck Marathon. Der Sieger Thomas Ebel und der Zweitplatzierte Jens Hollmann liefen bis kurz vor Schluss gemeinsam und konnten nur auf diese Weise auf der schweren Strecke eine Zeit von unter 2:40 erreichen. Aber auch dort, wo es nicht um den Sieg oder bestimmte Platzierungen geht, war das Miteinander gefragt. Teilweise hatte ich schon erwähnt, dass ich nur selten auf mich alleine gestellt war. Um den Mitläufern zu danken erwähne ich es hier noch einmal und führe es weiter aus.

Angefangen hat es natürlich schon vor dem Start. Bereits beim Warten vor den Toiletten werden alle Läufer zu einer großen Familie, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg machen. Wirklich wichtig wird die Gruppendynamik aber erst auf der Strecke. Gemeinsam kann man den richtigen Rhythmus finden und ihn behalten, sich vor dem Wind schützen und sich motivieren.

Auf der Strecke hatte ich auch schnell meine erste Gruppe gefunden: die LG Uni Lübeck. Eine neunköpfige (?) Gruppe, die gut gelaunt in meinem Tempo lief. Da habe ich mich gerne angeschlossen, denn die Stimmung war bestens und so einen lockeren Start nimmt man gerne mit. Etwa die ersten zehn Kilometer lief ich in deren Begleitung und das war wunderbar. Es wurde etwas gescherzt ("Achtung, Blitzer! Nicht zu schnell.") und die Herrentunnel-Durchquerung als machbar empfunden.

Irgendwann hatte sich auch ein Däne zu uns gesellt, der beim Start einige Probleme mit seinem FR305 hatte. Ich gab ihm die bisherige Zeit und Distanz an und sagte "Wunderbarer Schnitt für eine Zielzeit von 3:20" - fortan liefen wir gemeinsam, er hatte scheinbar das gleiche Ziel. Kurze Zeit nach dem Herrentunnel wurde die Gruppe allerdings etwas langsamer und ich verschwand noch vorne.

Erst nach der Wendemarke in Travemünde als es also auf den Rückweg ging, stand das Laufen in der Gruppe wieder im Vordergrund. Allerdings gab es auch zuvor noch einige Ereignisse, die mich motivierten und mir zeigten, dass ich hier nicht alleine bin. Unter den entgegenkommenden Läufern waren zwei bekannte Gesichter, die ich kurz grüßte, und auch an der Strecke war ein mir bekannter Läufer des LTV Kiel Ost, der mich anfeuerte. So etwas tut gut.
Auf dem Rückweg konzentrierte ich mich dann aber wieder auf mich und meine Gruppe. Wir waren zu dritt: der Däne, ein weiterer Läufer und ich. Gemeinsam liefen wir gegen den Wind zurück nach Lübeck. Wir versuchten das Tempo zu halten und hintereinander zu laufen, wobei der Führungsläufer immer wieder abgewechselt wurde. Das bekannte Windschatten-Spiel fand auch hier seine Wirkung. Vor der zweiten Herrentunnel-Durchquerung fielen wir dann allerdings etwas auseinander, was schade war. Denn das Stück nach dem Herrentunnel, alleine mit schweren Beinen durch den stärker werdenden Regen, wurde immer härter. Als mich dort zwei Läufer der LG Uni Lübeck, die ihre Gruppe vermutlich mit einem bestimmten Zeitziel bis zur Wende geführt hatten, überholten, konnte ich auch nicht mehr wirklich mithalten.

Im Ziel traf man sich aber wieder, und letzten Endes waren wir alle dicht beieinander angekommen. Wir gratulierten uns und unterhielten uns teilweise noch kurz. Richard Metz und Tobias Klotz von der LG Uni Lübeck waren beide nach 3:22:40, der Däne Sonny Rasmussen nach 3:23:19 (alles Nettozeiten) im Ziel. Auch den anderen Läufer der Dreiergruppe sah ich bald ziemlich erschöpft neben mir. Er bedankte sich noch und sagte, dass wir für ihn auf dem Rückweg die Rettung waren. Schön, wenn man so etwas hört.

Denn ich kann auch nur sagen, dass es ohne die anderen Läufer, mit denen ich zusammen laufen konnte, ein ganzes Stück mehr Arbeit gewesen wäre, wie ich auf den letzten acht Kilometern merkte. Gemeinsam ist man stark.