Wettkampf: 2016 // 20.03.2016

back2back beim Bienwald-Marathon

Bereits vor dem Weckerklingeln hüpfe ich fröhlich durch die Wohnung. Ein entspanntes Frühstück, das Zusammensuchen der Laufklamotten für einen langen Lauf, ... fehlt da noch etwas? Ach ja, das Wettkampftrikot. Der Form halber. Anfühlen tut es sich nicht wie ein Wettkampf, geschweige denn wie ein Marathon. Offiziell ist es trotzdem einer.

Nach einer entspannten Samstagsrunde durch das sonnige Karlstal ist die Aufgabe am Sonntag zumindest für die Beine die gleiche wie am Samstag: Gleiche Streckenlänge und gleiches Tempo. Dieses Mal allerdings als spontaner Pacemaker für eine Vereinskollegin beim Bienwald-Marathon in Kandel und den gleichzeitig ausgetragenen Pfalzmeisterschaften. Während die Veranstaltung selbst wie immer gut besucht ist, sind es gerade einmal 28 Teilnehmer in der Pfalzwertung. Der Vorteil: Die Chancen der Vereinskollegin, mit einer angepeilten 3:15 ganz vorne zu landen, sind umso größer.

In Oggersheim hatte ich nach der Vorbelastung durch einen langen Lauf am Vortag bewusst Gas gegeben und musste schnell einsehen, dass die Beine irgendwann genug haben. Dementsprechend vorsichtig war ich mit einem Versprechen gewesen, hier ganz gemütlich noch einmal ein 4:30er-Tempo auf den Asphalt zaubern zu können. Bereits beim Warmlaufen merkte ich aber nichts vom Marathon am Vortag und vom Startschuss an war das Tempo das, was es für mich sein sollte: gemütlich.

So laufen wir wie angedacht leicht unter dem geforderten 4:37er-Schnitt im Sog der Halbmarathonis die ersten zehn Kilometer. Nach dem Halbmarathon-Wendepunkt wird es dann plötzlich leer auf der Strecke. Nur noch vereinzelte Läufer, ewig lange Geraden im Wald und von den regelmäßigen Verpflegungspunkten abgesehen keine weitere Menschenseele am Straßenrand. Ohne Begleitung hier einen schnellen Marathon zu laufen, dürfte nicht so einfach sein.

So ganz flüssig läuft es für die Vereinskollegin aber nicht. Die suboptimale Vorbereitung und ein schmerzender Fuß machen sich bemerkbar. Beim Wendepunkt nach 18 Kilometern können wir das Feld begutachten. Keine Konkurrentin für die Pfalzmeisterschaft vor uns und der Vorsprung vor einer Mitläuferin, die eine 3:18 anpeilen wollte, scheint komfortabel. All die Motivationstricks und auch die ersten Becher Cola helfen aber nicht. Recht bald lautet die Vorgabe also nicht mehr 3:15 oder 3:20 sondern "Vorsprung ins Ziel retten".

Nach gut 26 Kilometern ein nächster Wendepunkt. Ziemlich genau zwei Minuten Vorsprung. Das klingt noch immer komfortabel. Wenn man aber statt einer 4:30 eine 5:00 läuft, sollte man aufpassen. Ein bestimmtes Tempo vorgeben klappt ohnehin nicht mehr, also kontrolliere ich lieber den Abstand. 200 Meter. 150 Meter. 120 Meter. Statt einer 5:00 laufen wir eine 5:09. "In dem Tempo wird das nichts! Du musst wieder eine 5:00 laufen!" - Und wir machen es. So einfach kann es sein. Das Schnaufen wird zum ersten Mal laut, aber der Vorsprung bleibt stabil.

Ein weiterer Pacemaker, dessen Schützling schon früh wegen Magenproblemen die Segel gestrichen hatte, gesellt sich zu uns. Zu zweit können wir auf dem einzigen deutlich windigen Kilometer außerhalb des Walds Windschutz bieten. Und so läuft die Vereinskollegin am Ende leicht gequält aber glücklich - und vor allem schließlich doch wieder mit zwei Minuten Vorsprung - als Pfalzmeisterin in etwa 3:23 über die Ziellinie.

So gab es für meine Beine einen weiteren langen Lauf. Einen weiteren Eintrag in der diesjährigen Wettkampfliste, dessen Zeit für mich nicht ernst zu nehmen ist. Einen weiteren Doppeldecker, eine weitere kilometerreiche Woche. Und vor allem einen weiteren gelungenen Schritt in Richtung erstes Etappenziel.