Wettkampf: 2012 // 02.09.2012
Salomon Trail Tour Kåsjön
Ich mag den Begriff Trailrunning nicht. Viele Läufer, die ausnahmsweise mal im Wald laufen statt auf der Straße fühlen sich damit so unglaublich revolutionär. Es ist lediglich normales Laufen - zumindest meistens. Dementsprechend gering waren meine Erwartungen an die Ansprüche der Salomon Trail Tour in Kåsjön in der Nähe von Göteborg. Etwas hügeliger über Wiese und Acker, okay. Etwas ungläublig hatte ich auf die Siegerzeiten der letzten Jahre geschaut. 45 Minuten für rund 11 Kilometer? - Hätte ich mal mehr drauf gegeben.
Kåsjön ist ein See einige Kilometer östlich von Göteborg. Einige Felsen ragen heraus, andere säumen den Start- und Zielbereich direkt nebenan. Den letzten Kilometer inspiziere ich beim Warmlaufen. Etwas vorsichtig muss man ob der Löcher und Wurzeln sein - mehr aber nicht.
Gestartet wird auf der Straße, einen Kilometer lang quasi warmlaufen. Ruhig bleiben. Ich reihe mich etwa an 15. Position ein. Hinterher laufen. Dann geht es in den Wald. Mitten rein. Keine Waldwege. Einfach drauf los. Teilweise flattern Absperrbänder im Wind. Hauptsächlich wird die Strecke aber durch rote Markierungen an den Bäumen gekennzeichnet. Einzige Devise: Dem Vordermann hinterher.
Mit viel Glück kann man die Spur der Vordermänner erahnen. Ihnen dicht auf den Fersen zu bleiben, ist der bessere Weg, um sich nicht zu verirren. Rauf und runter. Gräser und Büsche streifen die Beine, Äste tätscheln das Gesicht. Über einen Baumstamm springen. Tief in den Matsch hinein. Einbeinig versuchen das Gleichgewicht zu halten.
Steil hinab, vorsichtig. In der scharfen Kurve wieder abbremsen, nicht den Hügel hinunter. Über die Steine springen, beim Landen aufpassen. Umgeknickt, zum Glück nur leicht. Wieder über einen kleinen Bach und schon geht es wieder steil hoch. Bergauf erkennt man wenigstens meist, wo man hintritt.
Ich keuche. Ich fluche.
Ich bin ein Rhythmus-Läufer und muss einige Läufer vorbei lassen. Gar nicht so einfach zwischen all den Bäumen. Zweimal muss ich einen Schuh neu schnüren. Zweimal müssen wir an steilen Wänden mehr klettern als laufen. An der Verpflegungsstelle etwa bei der Hälfte bleibe ich stehen, um etwas zu trinken. - Und um durchzuatmen. Besonders wichtig ist es, konzentriert zu bleiben. Einige Male erwische ich mich dabei, gedanklich eher im Sterbemodus zu sein, bis der nächste Wackler im Matsch mich zurück in die Realität holt. Aufpassen!
Auf den letzten beiden Kilometern wird es humaner. Zwei Vordermänner habe ich beim Schuhschnüren verloren, die schnellste Frau kann ich kurz hinter mir halten. Wir kommen wieder auf einen normalen Weg, Zeit für einen Schlussspurt, Zeit die Vordermänner wieder einzuholen. Kinderspiel - ganz im Gegensatz zum restlichen Rennen.
57:24 für etwas mehr als 11 Kilometer. Beim Zieleinlauf sehen einige Läufer aus, als würden sie lieber weinen anstatt sich zu freuen. - Auch wenn man den StrongmanRun nicht wirklich damit vergleichen kann, aber er ist nichts im Vergleich zu diesem Auf und Ab mitten in der Wildnis.
Statistik
Salomon Trail Tour | ||||
Platzierungen: | 18. von 296 (Gesamt) | |||
Veranstalter: | http://www.salomontrailtourgoteborg.se/kasjon/ | |||
Ergebnisse: | http://www.salomontrailtourgoteborg.se/kasjon/r... | |||
Besten Läufe über 11,5 km | ||||
01.09.2012 | 1. Salomon Trail Tour | 57:24 (4:59) |
5 Kommentare
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