Wettkampf: 2008 // 16.03.2008

21. Kieler Hochbrückenlauf

Glück gehabt! Wie schon zuletzt hatte ich Glück mit dem Wetter. Entgegen der Vorhersagen gab es keinen Regen. Stattdessen schien sogar teilweise die Sonne. Gute Voraussetzungen für einen erneut tollen Wettkampf.

Um 10 Uhr fiel heute Morgen der Startschuss. Ich fühlte mich fit (siehe Vorbericht). Auch kleine Androhungen einer Erkältung konnten abgewendet werden. Und dann war auch noch das Wetter toll. Ich hatte mich auf alles vorbereitet. Handschuhe und Mütze waren dabei - aber ich benötigte sie nicht. Unter allen Läufern herrschte eine gewisse Unsicherheit. "Bleibt das Wetter so gut?" Ich wählte meine lange Hose und mein langärmliges T-Shirt, was sich später als eine gute Wahl herausstellen sollte. Ähnlich wie im letzten Jahr beim 20. Kieler Hochbrückenlauf wollte ich den Lauf locker angehen, hatte aber dennoch meine zeitlichen Vorstellungen. Zweieinhalb Stunden klang theoretisch machbar - und zehn Minuten langsamer wäre auch kein Beinbruch. Von den Pacemakern suchte ich mir dann denjenigen für ein Tempo zwischen 5:10 und 5:20 min/km und einer daraus resultierenden Zielzeit von ca. 2:36.

Es war das erste Mal, dass ich mich bei einem Lauf so verbissen an eine Person hängte. Beim Kiel-Lauf hatte ich vergeblich nach "meinem" Pacemaker gesucht.
Nachdem Startschuss begann das gewohnte Gewühle. Erst nach einigen Sekunden konnte ich wirklich mit dem Laufen anfangen. Und bis zur Startlinie dauerte es noch etwas. In diesem Gedränge war es auch nicht so einfach dem gesuchten Läufer zu folgen, aber es gelang mir trotzdem.

Die ersten Kilometer liefen sehr flüssig. Das Tempo kam mir irgendwie sehr langsam vor, doch der Blick auf die Uhr korrigierte mich. Wir waren sogar etwas zu schnell. Und den Pacemaker herum bildete sich eine große Gruppe, in der ich gespannt den Gesprächen der Läufer des LTV Kiel-Ost lauschen konnte. In dieser Gruppe konnte ich gut laufen, hatte das richtige Tempo gefunden und kam bei Kilometer 18 einigermaßen fit am Nord-Ostsee-Kanal an. Zuvor hatte ich mich dann schon zweimal mit Wasser und kleinen Bananenstückchen verpflegt.

Am Nord-Ostsee-Kanal wurde es langsam schwieriger. Natürlich, die Beine schmerzten schon seit einiger Zeit, besonders die Leiste machte sich häufiger bemerkbar, aber was sollte es? Bis zum Ziel waren es nun ja "nur" 12 weitere Kilometer. - Ich hätte nie gedacht, dass ich so eine Reststrecke tatsächlich als kurz einstufen würde. Auch der Wind machte keine großen Probleme, obwohl er wie vorhergesagt von vorne kam und ich hier teilweise kurz vor der Gruppe auf dem weicheren Boden der Wiese lief.
Mit meinen Gedanken war ich aber schon viel weiter: Die große Holtenauer Hochbrücke. Gute 50m ist sie hoch. Von weitem sah sie gar nicht so schlimm aus und aus dem letzten Jahr hatte ich auch keine schlimmen Erinnerungen. Damals ging das ziemlich einfach. Als ich allerdings direkt unter der Brücke war, kam sie mir mächtig vor. Unsicherheit verbreitete sich. "Wie komme ich da hoch?" Ich war noch nie ein Freund des langsamen Berglaufens. Mir liegt es eher etwas anzuziehen und mich dann oben dafür auszuruhen.

Der Pacemaker legte ein ordentliches Tempo hier am Berg vor, etwa so, wie es mir lag. Mit kraftvollen Schritten ging es die erste Serpentine hinauf. Uff! Das war schonmal anstrengend. Ganz oben war ich aber noch lange nicht. Und für mich schien der Weg nach oben immer länger zu werden. Bald musste ich dann auch die Gruppe nach vorne ziehen lassen. Dennoch war ich froh und muss mich im Nachhinein für die 25 Kilometer bedanken. Die lange Zeit hatte ich in dieser Gruppe meinen Rhythmus gefunden. Die letzten 5 Kilometer war ich nun auf mich allein gestellt. Als es hinter der Brücke wieder hinab ging, hatte ich die Gruppe aus den Augen verloren, und stattdessen nur noch ein Ziel im Kopf: Ankommen!

Diese letzten Kilometer waren dann ein echter Kampf. Von dort an hat der Lauf mich fertig gemacht. Auf unebenen Boden ging es hinab, dann wieder hoch und gleich wieder hinab. Dort noch mal eine kleine Steigung und immer so weiter. Ich war am Ende und noch jetzt spüre ich gerade diese letzten - eigentlich kleinen - Hügel sehr deutlich in meinen Beinen. Süddeutsche lachen sich vielleicht über die Steigungen kaputt, denn viele Höhenmeter waren es nicht. Aber am Ende dieses langen Laufes (es war mein bisher längster Lauf überhaupt) war dieser Schluss wirklich hart und kostete mich fast zwei Minuten auf den Pacemaker (Hört sich doch gar nicht so schlimm an). Aber ich schaffte es trotzdem. Als ich wieder auf der Tartanbahn angelangt war, gingen die letzten 400 Meter ganz einfach. Ich hatte noch Reserven, schließlich wollte ich mich auch nicht ganz tot laufen. Nach 2:33:51 Stunden war ich im Ziel. Eine gute halbe Stunde schneller als im Training, zwei Minuten unter der Zeit des Pacemakers, und trotzdem 1:49 hinter ihm.

Im Ziel war ich dann ziemlich fertig. Erstmal ausschnaufen und dann viel Wasser und eine Banane. Die anschließenden Meter zurück zum Auto waren schwerfällig. Trotzdem schaffte ich es noch mich auf dem Weg kurz auszulaufen. Das Umziehen beim Auto war dann mit den schweren Beinen auch nicht so ganz einfach. Aufgrund der begrenzten Duschmöglichkeiten hatte ich mich gleich dafür entschieden, zu Hause zu duschen.

In der anschließenden Siegerehrung hatte ich dann wieder meinen Platz auf dem Treppchen. Altersklassensieger der männlichen A-Jugend, allerdings ohne Konkurrenz. In meiner letzten Saison als "Jugendlicher" war ich also bei dem 21. Kieler Hochbrückenlauf der jüngste Teilnehmer. In der Gesamtwertung war ich auf Platz 346 und bei den Männern auf Platz 312.

Und es hat sich gelohnt. Auch wenn der Schluss wie erwähnt verdammt schwer war und ich wohl die kommenden Tage die Hügel noch in meinen Beinen spüren werde, der Kieler Hochbrückenlauf ist und bleibt einer der schönsten Läufe in dieser Gegend. Auf dem Weg zum Lübeck-Marathon in 7 Monaten und 10 Tagen war das heute als ein nahezu perfekter Start in die Saison 2008.

In drei Wochen geht es mit dem Halbmarathon beim Ostseelauf in Timmendorfer Strand weiter.

Statistik:

Kieler Hochbrückenlauf
Platzierungen: 1. von 1 (AK), 346. von 795 (Gesamt)
Veranstalter: http://www.lg-albatros-kiel.de/hochbrueckenlauf...
Ergebnisse: http://www.stgk.de/Ergebnis_Archiv.asp?Jahr=200...
Besten Läufe über 29,8 km
16.03.2008 1. Kieler Hochbrückenlauf 2:33:51 (5:10)