Wettkampf: 2014 // 03.02.2014

X-Trail des Ardennes

"Trailrunning" - ihr erinnert euch daran, was ich von diesem Begriff halte? Aber was soll man tun, wenn die Trainingspartner einen mitschleppen. Cross-Trail in Luxemburg. Da sagt man doch nicht nein: Viele knackige Anstiege, hier und da schöne Singletrails und dazu ein bisschen Matsch. Für mich als bekennenden Flachland-Asphalt-Renner ist das doch genau das Richtige.

Dank der freundlichen Startzeit von 11 Uhr haben wir genügend Zeit, insgesamt fünf Leute beisammen zu holen und nach Wiltz zu fahren. Keine Ahnung, wo genau das liegt. In meinem Kopf war Luxemburg bisher nur ein winziger Fleck auf der Karte, wo die Einwohner seltsam sprechen. Letzteres bestätigt sich vor Ort schnell, jeder "Lëtzebuergesche" Satz lässt mich schmunzeln. Das Land ist aber groß genug, dass wir auch nach Überquerung der Grenze noch eine Stunde lang fahren, bis es endlich losgeht.

Gelaufen werden 25 Kilometer. Nach dem Start geht es zunächst im Ort ein wenig bergab. Losspurten und eine gute Ausgangslage für den ersten Anstieg sichern, hatte Jens mir geraten. Wir erreichen den Wald. Schmale, matschige Wege. Erster Anstieg hoch. Sieht doch gar nicht so dramatisch aus?

Aber es dauert nicht lange, schon schmerzt die untere Wadenmuskulatur. Wann ist dieser blöde Berg endlich zu Ende? Und warum mache ich das überhaupt?

Zwischenebene. Kurz bergab. Lockern. Durchatmen. Puh.

Und direkt rein in den nächsten Anstieg. Eieiei. Kurzer Blick auf die Uhr, aber das ist eigentlich auch egal. Vom Gefühl her schleiche ich wie eine Schnecke den Berg hoch. Wie eine übergewichtige Weinbergschnecke. Eieiei.

Ein, zwei Läufer lasse ich passieren. Dann ist der erste "Gipfel" erklommen. Lust auf Tempo habe ich nicht mehr. Berglaufen ist nicht meins. Bergab lasse ich mich dennoch ein wenig schneller rollen und schließe wieder zum Vordermann auf. Zwei Kilometer Erholung bis zum nächsten Anstieg auf der anderen Seite des Tals.

Der zweite Anstieg ist nicht ganz so giftig. Anstrengend ist es dennoch und die Vordermänner entkommen mir wieder. Ich bin nicht in der mentalen Verfassung, um im Anstieg um jeden Meter zu fighten. Nächster langer Abstieg auf einer Wald-Autobahn. Große Schritte. Wieder aufholen.

Unten angekommen beginnt der Spaß. Es wird matschig, und zwar so richtig. Das Tempo habe ich ohnehin nicht im Blick, also kann ich den Lauf auch einfach genießen. Teilweise rutscht man ein wenig weg - Balanceübungen erster Klasse. Dazu wie ein kleines Kind durch die gelb-braunen Pfützen springen und sich einfach freuen. Wollja. M-a-t-s-c-h, so wird Spaß geschrieben.

Die ersten 10 Kilometer absolviere ich in etwa 44 Minuten. Das müsste ja ganz locker für die grobe Überlegung von 2 Stunden reichen. Müsste. Locker.

Im jetzt dritten Anstieg lasse ich wieder einen Läufer vorbei ziehen. Nicht weit. Nur ein kleines Stückchen. Dranbleiben ist nicht, dafür sind meine Waden nicht gemacht. Sobald es flacher wird, schließe ich aber wieder auf und bleibe ihm ein ganzes Stückchen an den Fersen. Gefühlt ist das Ganze längst nicht mehr so anstrengend wie zu Beginn, was aber vermutlich vor allem an der Motivation liegt. Locker und genießen und so.

Zum ersten Mal bin ich nun bergauf derjenige, der überholt. Beim vorletzten Abstieg wird es dann gefährlich. Ganz schmale Serpentinen oder der rasante Weg durch die Mitte? Ich gehe auf Sicherheit und nehme nur für die letzten Kurven den direkten Weg. Heil durchgekommen.

Dann kommt der vorletzte Anstieg, der es noch einmal in sich hat. Ich sehe schon, wie die Vordermänner sich auf ihren Oberschenkeln abstützen und hinauf kriechen. Na gut, die Pros werden es schon richtig wissen. Ich mache es ihnen nach. Nahezu gemächlich schleichen wir hoch. Aber mehr ist hier tatsächlich nicht drin.

Noch einmal gefährlich hinab. Die verlorene Zeit lässt sich nicht mehr aufholen. Die zwei Stunden sind abgehakt. Heil ins Ziel kommen, irgendwo unter den ersten Fünfzehn. Passt.

Der Vordermann, der mir vor kurzem noch davon gerannt ist, ist plötzlich weg und taucht erst einige Minuten nach mir im Ziel auf. Die Streckenmarkierungen waren nicht immer die besten und vor dem letzten Abzweig, eine keine zwei Meter hohe, von einem Bach geflutete Bahn-Unterführung, hatte Jens mich zum Glück gewarnt. Danach geht es noch einmal durch unwegsames Gelände zum Schloss hinauf. Schlussakkord und plötzlich, irgendwie unerwartet ist man im Ziel.

Gefühlte fünf Zuschauer warten im Ziel und bei nur 24 Kilometern auf der Uhr mit 1:58:56 bin ich doch noch unter zwei Stunden geblieben. Damit 10. in der Gesamtwertung, Carina wird 2. - und wir beide gewinnen die Altersklassen, was uns bei der Siegerehrung eine Überraschung bereitet: Der heutige X-Trail ist Teil der XTerra-Trail-Run-Series, die ihren Höhepunkt am 7. Dezember bei den XTerra Trail Run World Championships haben wird. Und als Altersklassensieger erhalten wir einen Slot dafür. Wir haben uns quasi für Hawaii qualifiziert*. Wenn das nichts ist.

* Zugegeben, wie sich später zeigt: Es ist eigentlich nur ein einfacher Freistart. Starten darf dort auf Hawaii jeder. Aber "für Hawaii qualifiziert" klingt eindeutig cooler.

Statistik 

X-Trail des Ardennes
Platzierungen: 1. von 18 (AK), 10. von 181 (Gesamt)
Veranstalter: http://dssports.lu/xtrail/
Ergebnisse: http://www.rmaster.asbl.lu/run_list_old.php?fiG...
Besten Läufe über 25 km
03.08.2013 1. Bellheimer Sommernachtslauf 1:42:32 (4:05)
02.02.2014 2. X-Trail des Ardennes 1:58:56 (4:45) -16:24

Siehe auch