Wettkampf: 2013 // 04.08.2013
Bellheimer Sommernachtslauf
Bellheim, ein Kaff irgendwo in der Vorderpfalz, und die Vorgabe "locker" zu laufen. Nur eine Woche nach dem 10er und bei 27 Grad einen lockeren 25er durch die Bellheimer Sommernacht. "Locker" in Hinblick auf den 10. November, wenn ich in Bottrop die doppelte Distanz im gleichen Tempo laufen möchte. Vorausgesetzt, ich will das.
Entsprechend locker ist auch die Vorbereitung, völlig ohne Anspannung. Gemütlich trabe ich mich warm, versuche den Körper mit etwas Wasser zu kühlen und stehe dann doch in der ersten Startreihe. Tempo finden. Etwas langsamer machen! Vorgabe 4:00/km.
Auf drei seltsamen Runden geht es durch den Ort, bis wir uns endlich nach Norden auf den Weg machen. Nun wird ein großes Dreieck gelaufen. Die Gruppe hat sich gefunden. 19:52 für die ersten fünf Kilometer. 10 % von Bottrop.
Kurzes Inmichhineinhören. Es ist warm und es ist mehr als nur ein Dauerlauf. Noch schreie ich kein definitives Ja, ich will! gen Bottrop aus mir heraus.
Ein Mitläufer beschwert sich über die nicht enden wollende Steigung. 20 Höhenmeter auf einen Kilometer, wie sich später herausstellt. Nun ja.
Immer wieder der Blick auf die Uhr. 4:07? Ruhig bleiben. So ein Rennen ist lang und du musst dich nicht sofort alleine auf den Weg machen. Denke ich noch. Nach einem Kilometer in dem Tempo ist es mir doch zu viel. Ich setze mich vor die Gruppe, nehme die Verfolgung zweier Einzelläufer vor uns auf. Die Gruppe aber nimmt ebenfalls wieder Tempo auf. Glück gehabt.
Nach zwölf Kilometern erreichen wir Westheim. 48:05. Perfekter geht es kaum und den längsten einsamen Streckenabschnitt haben wir geschafft. In Bottrop wird das allerdings alles so trist. Stell dich drauf ein!
Nun zeigt sich, warum mir der Lauf als der schönste flache Lauf der Pfalz angekündigt wurde. Nicht der Strecke wegen. Auf einem späteren Teilstück werden wir zwar einen Blick auf die Pfälzer Berge haben, aber der wolkenverhangene Himmel stört die Idylle. Auch nicht der Fackeln beim Zieleinlauf wegen, die wirken bei mir um 20:40 Uhr kaum. Aber die Stimmung in den Orten, ein Traum. Die Anwohner sitzen an der Straße, jubeln uns zu und bespritzen uns mit Wasser aus ihren Gartenschläuchen. Fast jeder hat hier eine Wasserwanne mit Schwämmen bereit gestellt. Alle fiebern sie mit.
Unsere Gruppe läuft hier richtig gut. Auch zwischen den Orten, wo wir dem Wind ausgesetzt sind. Ein Gefühl wie bei der Tour de France. Den Windschatten suchend kurvt unsere Gruppe auf der Straße herum. Auf der Verfolgung der vor uns liegenden Gruppe.
Ich schaue nicht mehr ganz so oft auf die Uhr, denn es passt einfach. Kilometer 9 bis 18 laufen wir alle (!) in 4:00/4:01/4:02. Schön, wenn man eine solche Gruppe zum Laufen hat. Die wird es in Bottrop nicht geben. Dort würde das Tempo bei aufkommenden Magenproblemen nicht einfach funktionieren.
Bei Kilometer 19 muss ich mich dann in die Büsche schlagen und die Gruppe aufgeben. Bis hierhin waren wir gerade mal 12 Sekunden hinter dem Plan. Nun verliere ich eine ganze Minute. Ich sehe es als Generalprobe. In Bottrop werde ich fokussierter sein und mich "richtig" ernähren. Zumindest die ersten 18 Kilometer liefen ruhig und absolut nach Plan. Der Kopf war dabei. Ohne Hitze, ohne Vorbelastung aber auch ohne Gruppe soll das in Bottrop ähnlich laufen.
Nach dem Zwischenstopp versuche ich noch einmal Gas zu geben. 3:50. 3:54. Die Gruppe ist rund 200 Meter vor mir, doch ich komme nicht näher. Die Temperaturen sind inzwischen angenehm, es wird langsam dunkel, bin ich alleine auf der Strecke und mache, was mir in Bottrop keinesfalls passieren darf: Ich lasse mich hängen.
Hier und heute ist das okay. Die letzten drei Kilometer rolle ich aus. Die Gruppe ist zu weit weg und die Beine werden nun doch richtig schwer. Kommt davon, wenn man ohne lange Läufe einen 25er läuft. Zurück in Bellheim genieße ich die Stimmung. Klatsche mit den kleinen Jungs am Straßenrand ab und verzichte auf den Zielspurt.
1:42:32. Keine Freudensprünge, denn optimal lief ist nicht. Gerade die Schlussphase war kritisch. Für Bottrop habe ich zumindest viele Ansatzpunkte gefunden. Bis dahin wartet noch viel Training auf mich, um das Tempo über 50 km umzusetzen. Vor allem muss ich mich im Kopf auf ein einsames Rennen einstellen. Mentaltraining, wo steckst du? - Dazu kommen die organisatorischen Schwierigkeiten im Vergleich zu Rodgau. Kein Twitterlauftreff an der Strecke, keine einfache 5-km-Runde.
Gestern hätte ich keine zweite Runde ranhängen können. Aber am 10. November, dann will ich.
Statistik
Bellheimer Sommernachtslauf
Platzierungen:
2. von 23 (AK), 17. von 541 (Gesamt)
Veranstalter:
http://www.vfl-bellheim.de/index.php/sommernach...
Ergebnisse:
http://laufdv.de/ergebnis/2013/bellh25.pdf
Besten Läufe über 25 km
03.08.2013
1. Bellheimer Sommernachtslauf
1:42:32 (4:05)
02.02.2014
2. X-Trail des Ardennes
1:58:56 (4:45)
-16:24
10 Kommentare
Lob, Kritik und Anregungen sind immer herzlich willkommen.
Zum Bloggen gehören eure Meinungen ebenso sehr wie die Artikel.
Ich wünsche dir jetzt schon viel Erfolg in Bottrop.
Die Strecke ist für jemanden wie Dich dann als wellig zu bezeichnen, für alte Männer im Hausfrauenschritt geht das locker. Das Wetter ist traditionell gut und die Verpflegungspunkte ausreichend und gut bestückt. Bei KM 23 und 48 gibt es ein kurzes Bergauf-Stück um dann direkt über die Brücke und zackig bergab zu gehen. Aber dafür warten im Ziel die mit weitem Abstand geilsten Duschen bei einer Laufveranstaltung die ich kenne. (ich werde ja ca. 1,5 Stunden nach Dir ankommen aber es wird immer noch mehr als genug warmes Wasser geben).
Bis dahin viel Spaß beim Training und fixe Mitläufer sollten sich finden.
Etwas irritiert bin ich bzgl. der Laufdistanz an sich. Was reizt Dich denn an einem 50km-Lauf? Die knapp 8km mehr können es ja nicht sein, oder? Da wundert es mich schon ein wenig, weshalb Du nicht auf der klassischen Marathon-Distanz an den Start gehst, wenn Du eh schon für so ne lange Kante trainierst. Würde mich mal interessieren.
Die seltsamen Runden waren eine kleine, eine mittlere und ich glaube auch noch eine etwas größere Runde durch den Ort. Da hat mein Orientierungssinn nicht mehr mitgespielt, weil manche Streckenabschnitte doppelt gelaufen wurden, aber nicht alle. Zum Glück musste ich nur den anderen hinterher ;-)
@calceola:
Danke für deine Streckenbeschreibung! Ich hatte bisher nur den Bericht von Peter Seifert gelesen und befürchte schlimmstes. Wobei, schlimmer als in Bottrop in diesem Jahr kann es eigentlich nicht werden.
@Hendrik:
Ach, wen interessiert denn Marathon :D
@phil:
Ja, da habe ich die Läufe am Morgen doch lieber. Da weiß ich, was ich vorher frühstücken muss, damit es läuft.
@Brennr.de:
Problem 1: Beim Marathon ist man deutlich stärker auf die Zeit fixiert. Unter Läufern kann jeder etwas mit einer Marathonzeit anfangen. Da geht es quasi um jede Sekunde. Beim 50er hingegen, wer weiß da schon, was eine 3:10, eine 3:20 oder eine 3:30 bedeutet? Das senkt Druck und Erwartungshaltung.
Problem 2: Beim Marathon ist es voll. Gut, in Rodgau war es auch voll und eine Strecke wie Frankfurt oder Berlin kann auch anspornen. Aber beim Ultra geht es eben etwas gemütlicher zu.
Von der Leistung her sicher kein großer Unterschied, für den Kopf hingegen schon.
zu Problem 1: Schon klar, aber Du läufst doch sonst auch immer sehr zeitorientiert. Und hier steckst Du Dir ja auch ein Ziel (4:00er-Schnitt). Ich finde es einfach etwas verwunderlich, dass Du dem Marathon weniger Bedeutung schenkst. Bis 10km bist Du für alles zu haben und kämpfst um jede Sekunde. Halbmarathon geht so. Marathon gar nicht. Dafür aber Ultramarathon. Irgendwie seltsam. Zumindest für mich. Hm, Du wirst schon Deine Gründe haben.
als kleiner Hinweis: auch in diesem Jahr wird der Sommernachtslauf in Bellheim wieder stattfinden.
http://www.vfl-bellheim.de/index.php/sommernachtslauf.html
Vielleicht dürfen wir Dich und evtl. Leser von Dir ja wieder bei uns im schönen Bellheim begrüßen...
Viele Grüße aus Bellheim
Patrick