Pfalzmeisterschaften beim SAP Arena Marathon

Große Laufveranstaltungen habe ich bisher meistens gemieden. Zu viel Trubel und zu wenig Möglichkeit, sich vorher in aller Ruhe auf sein eigenes Rennen vorzubereiten. Für die diesjährigen Pfalzmeisterschaften im Halbmarathon entschied der LV Pfalz allerdings zugunsten des SAP Arena Marathons in Mannheim.

Mannheim? Das zählt doch nicht mehr zur Pfalz? - Genau. Doch, aus welchen Gründen auch immer, gibt es beim "Dämmermarathon" gleich zwei Halbmarathons, einen mit Start in Mannheim und einen mit Start in Ludwigshafen. So bleiben wir zumindest beim Start in der Pfalz.

Was der LVP mit dieser Entscheidung erreichen wollte, kann man nur vermuten. Ein größeres Starterfeld ist zumindest nicht dabei herausgekommen. Letztes Jahr wurden in Rheinzabern 54 Männer und 21 Frauen gewertet (2012: 49/10, 2011: 73/22, 2010: 59/17), dazu zwei Frauen- und 13 Männer-Mannschaften. Dank spontaner Nachmeldungen stehen hier sechs Frauen und 13 Männer am Start. Nein, nicht Mannschaften, sondern Einzelläufer.

Auch insgesamt verkommt der Start in Ludwigshafen mit 92 Teilnehmern zu einer Farce. Ein Startbogen, ein Mann mit Mikrofon. Das war's. Zugegeben, mehr braucht es ja auch nicht. Und zumindest die Qualität der Teilnehmer stimmt. Thomas Dehaut, Rodgau-Sieger von 2008 und 2009 in je 3:08, und Alexander Barnsteiner aus Landstuhl sowie meine beiden Teamkollegen Tobias Wiesemann und Mario Steiner sind mit am Start.

Los geht's: Die richtige Taktik finden

Der Startschuss erfolgt und wir legen los. Zunächst laufen wir knappe drei Runden durch das wunderschöne Ludwigshafen. Wir sortieren uns und laufen anfangs in einem kleinen Grüppchen. Ich schaue auf die Uhr: knapp über 3:20. Uffz. Ruhig bleiben, denn super fit bin ich nicht. Zwar lief die letzte Greif-Treppe am Dienstag bestens, aber seit Donnerstag kratzt der Hals. Pünktlich zum ersten Wettkampf des Jahres mit vernünftiger Vorbereitung machte sich eine Erkältung breit. Ich wollte daher vernünftig sein und weniger auf meine Zeit und mehr auf die Konkurrenz schauen. Zwei Vize-Pfalzmeister-Titel sind doch genug für ein Jahr.

Kurz darauf setzt sich dann Tobias etwa 20 Meter ab. Kein großer Abstand, also ruhig bleiben. Ich schaue noch einmal auf die Uhr. Hat der Kilometer gepiept? Nein. AutoLap ist aus, ich werkle also ein wenig an der Uhr und beginne zu rechnen. 3:30er Tempo? Ambitioniert.

Tobias läuft weiterhin ein kleines Stückchen vor mir und an meiner Ferse hängt glaube ich noch Thomas. So lässt es sich gut laufen. Die erste Runde haben wir geschafft und so schlimm wie befürchtet ist das Rundenlaufen gar nicht. Die meisten Abschnitte läuft man in beide Richtungen, sodass man nicht ganz allein ist. Dazu herrscht am Berliner Platz richtig gute Stimmung und pro Runde kann ich mir dreimal Wasser ins Gesicht schütten und versuchen etwas zu trinken. Das passt.

Auf der zweiten Runde schließe ich bald zu Tobias auf. Wir laufen kurz zusammen, aber meine Uhr deutet mir an, dass ich das Tempo nicht verschleppen sollte. Dank Husten-Bonbon im Mund gegen den kratzenden Hals merke ich nicht allzu viel von der Erkältung. Leider ist die Uhr aber der einzige Hinweis auf das tatsächliche Tempo. Kilometerschilder? Fehlanzeige. KEIN EINZIGES BESCHEIDENES KILOMETERSCHILD für uns. Auf der gesamten Strecke. Jeder popelige Volkslauf in Hinterkuhdorf ist markiert. Aber das hier sind ja nur Pfalzmeisterschaften.

Laut Uhr laufe ich die ersten 10 km in 35:06. Der Traum von der sub1:14 lebt. Die dritte Runde wird zum Selbstläufer. Immer wieder haue ich mir auf die Oberschenkel und feuere mich selbst an. Ab und zu schaut der Begleiter auf dem Führungsfahrrad besorgt nach hinten und auch Tobias gibt später zu, kurz Hoffnungen gehabt zu haben, dass ich Probleme bekommen würde. Aber nichts da.

Noch ein Mal am "Stimmungsnest" Berliner Platz vorbei, eng die Kurven schneiden und mit Vollgas weiter. 17 Kilometer in 59:29. Ich träume weiter von der sub1:14, auch wenn es jetzt hoch auf die Brücke über den Rhein geht. Rüber nach Mannheim. Rüber ins Ziel.

Zwischenzeiten laut GPS-Messung

Ich spreche kurz mit dem Radfahrer, doch auch er hat keine genaue Distanz parat. Mit großen Schritten springe ich die Brücke hoch, vielleicht mit etwas zu großen Schritten. Das hat Kraft gekostet. So richtig kann ich es im Anschluss nicht rollen lassen, zumal es auf der Brücke trist und einsam ist. Keine Zuschauer, keine Abwechslung. Nur ein paar Fackel-ähnliche Teelichter auf dem Boden, die bei der noch nicht eingesetzten Dämmerung ziemlich deplatziert wirken.

Ich renne weiter und erreiche Mannheim. Ich freue mich über die vereinzelten Anfeuerungen der Zuschauer, die überrascht wirken. Wo kommt denn plötzlich der Läufer her? - Ich hingegen sehne nur noch das Ziel herbei. An einer weiteren Weggabelung verlassen wir die Marathonstrecke. Dass deren KM-Schilder für mich nichts taugten, hatte ich mir schon gedacht, das wären sonst eher 25 Kilometer geworden.

Letzte Ecke und ab auf die Zielgerade plus Zielkurve am Rosengarten. Warum sieht das noch so weit aus? Hier treffen wir schließlich auf die Halbmarathon-Läufer aus Mannheim. Einen Läufer des engelhorn sports Teams überhole ich noch, aber leichtes Seitenstechen setzt ein und zum fulminanten Zielspurt reicht es nicht mehr. Ohnehin kommt der Bogen "Noch 400m bis zum Ziel" viel zu spät. Ich wollte schon längst da sein.

Also vergesse ich die Zeit, quäle mich durch die Kurve, breite die Arme aus und genieße die Stimmung beim Zieleinlauf. Geschafft. Pfalzmeister! Sieg beim Halbmarathon aus Ludwigshafen in 1:15:38. Auf meiner Uhr stehen am Ende 21,53 Kilometer.

Ich könnte jetzt lamentieren, mich fragen, ob die Strecke überhaupt amtlich vermessen war, aber letztlich bin ich mit dem Ergebnis vollauf zufrieden. Ein Sieg bei nur 92 Startern und ein Pfalzmeistertitel bei nur 12 Konkurrenten müssen natürlich im Verhältnis gesehen werden, aber was zählt ist ein gut eingeteiltes Rennen, ein vernünftiger Kampf gegen mich selbst und vor allem das Optimum, was bei den Umständen heute möglich war.

Also, cheers und kurz zurücklehnen, bevor es auf ins nächste Abenteuer geht.

Statistik

Siehe auch

• morgenweb.de: Marathon kurios - Zweiter Sieger aus Schriesheim
• metropolnews.info: Ausnahmesituation beim 11. Dämmermarathon
• laufreport.de: Partylaune endet mit Katerstimmung

Noch ein Hinweis:
Laufen mit Erkältung ist ein Risiko. Man muss seinen Körper kennen und wissen, was man ihm zumuten kann. Das ist keinesfalls zum blinden Nachmachen geeignet. Bei einem ernsthaften Infekt herrscht Sportverbot und auch bei nur leichten Halsschmerzen und einer laufenden Nase war ich mir durchgehend bewusst, bei eventuell auftretenden Problemen aussteigen zu müssen.