Mein Läuferleben // 06.05.2009

Handball Trainingslager

Dies ist Teil 5 der Serie "Mein Läuferleben – Von den Badeshorts zum Kinesiotape"

Es ist noch immer Sommer 2006, bestes Strandwetter, das ich bisher jeden Tag nutzen konnte. Weiterhin ist von einer Läuferkarriere nicht viel zu sehen. Stattdessen gibt es Berichte vom Handball: Die Handball-Vorbereitung war in vollem Gange, sodass mir von Freitag bis Sonntag statt "Sommer, Sonne, Sonnenschein" ein hartes Trainingslager im Landessportzentrum Malente bevorstand. 48 Stunden Zeit für 7 Trainingseinheiten, zwei morgendliche Läufe, einem 3.000m-Lauf und zwei Testspiele. Da fehlt einem einfach die Zeit, an "Sommer, Sonne, Sonnenschein" zu denken.

Es ist Freitagabend, als wir ankommen. Wir erscheinen kurz zum Abendessen und werden dabei vom Trainer gewarnt: "Nicht zu viele von den Fleischklößchen! Die liegen schwer im Magen." Im Gegensatz zu einigen anderen beherrsche ich mich und bin anschließend bereit für zwei eineinhalbstündige Trainingseinheiten. – Soweit kein Problem.

Am Samstagmorgen ist es für einige schon eher ein Problem, morgens um 6 Uhr aus den Federn zu kommen. Ein lockerer Lauf in den Wald, um sich etwas zu dehnen und zu kräftigen, bevor wir nach einigen Sprints am Hügel endlich frühstücken dürfen. Kraft zu tanken ist die Aufgabe: Laufen, Frühstück, Training, Mittagessen, Training, Abendessen, Training, Testspiel. So einen Trainingstag wünscht man sich nicht unbedingt, sodass es in unseren Reihen tatsächlich einen gibt, der Schmerztabletten wie Gummibärchen schluckt, und einen anderen, der bei jeder Trainingseinheit einmal zum Übergeben verschwindet. – Ich für meinen Teil muss zwar auch kämpfen und schnaufen, um das stramme Programm zu durchstehen, aber letzten Endes klappt das ohne solche Probleme. Dass solche Lösungen sinnvoll sind, möchte ich ohnehin bezweifeln.

Nach dem schwachen Testspiel gegen die deutlich frischere A-Jugend aus Eutin sind unsere Trainer schließlich alles andere als erfreut, zumal wir nachmittags in einer kurzen Pause die dortige Schwimmhalle zum Entspannen nutzen wollten. Das gilt für die Trainer aber als Spaß, den man sich nur leisten kann, wenn man zu viel Kraft hat. Folglich müssen wir kurz nach dem Testspiel im Dunkeln vor der Tür in Sportsachen antanzen. Einige Hundert Meter weiter beim Sportplatz folgt die Ansage:

„3.000m-Lauf! Wer ihn in unter 12 Minuten läuft, darf schlafen gehen. Für den Rest geht es weiter!“


Das war eine Ansage. Vom bisherigen Training erschöpft hänge ich mich an die beiden Schnellsten des Teams. Der Vordere zieht einsam davon und sichert sich ohne Probleme den Schlaf. Hannes II. und ich hingegen sind uns noch nicht ganz so sicher, ob wir es schaffen. Wir wechseln uns auf der Bahn wie vom Radsport bekannt in der Führungsarbeit ab – nicht weil es stürmt, sondern weil Kraft und Motivation nach einem solchen Tag nicht mehr in bester Verfassung sind. Die Zeitdurchsagen der Trainer stimmen uns zuversichtlich, bevor mich Hannes II. auf den letzten 100m deutlich abhängt. Doch auch für mich reicht es mit 11:45 für den Schlaf. So eine Zeit ohne "echtes" Lauftraining zu laufen – bei dem "unechten" Lauftraining, dass wir bisher gemacht haben, gar keine so große Überraschung.

Am Sonntag geht es weiter, Morgenrunde, Frühstück, Training, Mittag, Training, Rückfahrt, Testspiel. – Meine Güte, was war ich nach diesem Trainingslager fertig. Und doch bin ich mir nach diesem Wochenende erst recht sicher: Tempo bolzen, schwitzen, schwitzen, schwitzen, den Körper überwinden und etwas leisten – das ist es, was ich möchte.