Lauftagebuch // 16.10.2017

Back to Sports

Vor über vier Monaten gab es die erste und bisher letzte Wasserstandsmeldung meinerseits bezüglich meiner Sport- und Laufpause. In der Zwischenzeit ist vieles passiert, wenn auch ich noch längst nicht da bin, wo ich zu diesem Zeitpunkt gerne wieder gewesen wäre. Aber der Reihe nach.

Der Blickwinkel eines Physiotherapeuten – Anfang Juni war ich zunächst auf Anraten meiner Heilpraktikerin bei einem Physio in Saarbrücken, der das Ganze aus einer völlig anderen Perspektive betrachtet hat. Mögliche Mikrorupturen der Adduktorenansätze interessierten ihn nicht wirklich. Stattdessen schaute er auf die gesamten Beine und Füße. Bereits an den Abnutzungen der Sohlen meiner Alltagsschuhe erkannte er ein deutlich anderes, falsches Abrollverhalten links (Innenkante der Ferse in Richtung kleiner Zeh). In der gesamten linken Muskulatur, vom Fuß über die Wade bis zum Oberschenkel, war deutlich mehr Spannung. Zusätzlich deckte er auf, wie wenig funktionell meine Bauchmuskulatur ist. An all dem gilt es aus seiner Sicht zu arbeiten.

Ein neuer Orthopäde – Als nächstes folgte der Versuch bei einem neuen Orthopäden. Dort gab es ein Rezept für Einlagen, um dem falschen Abrollverhalten entgegen zu wirken, und die Überweisung zum MRT. Bis dahin: Sportpause. Die Bilder vom MRT bestätigten dann letztlich die Einschätzungen des ersten Orthopäden: "Diskrete perisymphysäre Strukturstörungen als Hinweis auf Insertionstendopathie der Adduktoren", zu deutsch quasi eine Sehnenansatzreizung der Adduktoren. Auch wenn die Diagnose nicht großartig neu war, stand sie nun zumindest fest und der Weg war frei für eine konservative Therapie. Bei dem OP-Vorschlag des Kollegen konnte der neue Orthopäde hingegen nur mit dem Kopf schütteln.

Ab zur Physiotherapie – Nach rund fünf Monaten mit Problemen war das Ergebnis also ein Rezept für sechs Besuche beim Physiotherapeuten. Ich versuche auszublenden, wie viel einfacher es gewesen wäre, wenn das bereits das Ergebnis des ersten Arztbesuches gewesen wäre. Beim Physiotherapeuten fühle ich mich zumindest gut aufgehoben. Zunächst werden der gesamte Körper unter die Lupe genommen sowie Beweglichkeit und Dsybalancen untersucht: Leichter Becken- und Schulterschiefstand, aber nichts Dramatisches. Der menschliche Körper ist schließlich nicht symmetrisch.

"Sechs bis zwölf Wochen. Das kriegen wir hin."

Querfriktion, Elektrotherapie und Mobilisation – Bei den ersten Terminen geht es mit Querfriktion und Elektrotherapie los. Sport darf ich keinen machen. Füße stillhalten. Dem Körper Zeit geben. Bereits nach der zweiten Behandlung gibt es aber die Anleitung zur Mobilisation. Mit Hilfe der Faszienrolle und weiteren kleinen, fiesen Helferlein werden die Oberschenkel im Gesamten, die Adduktoren und insbesondere die Ansätze mobilisiert. 20 Wiederholungen beim Rollen je Muskelpartie und 40 Sekunden Halten beim punktuellen Bearbeiten. Was bei den ersten Malen tierisch schmerzt, wird mit der Zeit erträglicher. Und vor allem darf ich etwas machen und bin nicht zum Nichtstun verdammt.

Exzentrisches Krafttraining: Kniebeugen – Schritt für Schritt wird dann der Anspruch gesteigert und es dauert nicht lange, bis der wichtigste Schritt zum Stärken der Sehnenansätze folgt: Exzentrisches Krafttraining. Es folgen Kniebeugen in allen Variationen. Zunächst die "einfachen", die in korrekter, funktioneller Ausführung gar nicht mehr so einfach sind. Danach folgen seitliche Kniebeugen, mit Erhöhung und mit Zusatzgewicht. Wenn man sonst keine Gewichte stemmt, können einem 40 kg auf den Schultern ganz schön zu schaffen machen. Danach folgen noch Single Leg Deadlifts und schließlich (dynamische) Ausfallschritt-Kniebeugen.

Beim Orthopäden ist allerdings nach dem zweiten Rezept für Physiotherapie Schluss. Ich wisse ja jetzt, was zu tun sei, und es gehe ja schließlich aufwärts. Aber was soll man von jemandem erwarten, der einen auch beim vierten Besuch wieder fragt, ob man Fußball spiele. "(Ultra-)Marathonläufer? Oh ... na, dann machen Sie mal etwas weniger." Witzig.

So geht es auf eigene Kosten mit wöchentlicher Physiotherapie weiter. Anfang August darf ich sogar zum ersten Mal wieder die Laufschuhe schnüren. Maximal 20 Minuten, ganz langsam, mit kurzem Schritt. Das funktioniert nur mittelmäßig, aber immerhin kann ich so die Einlagen testen und das Abrollverhalten prüfen, das mit Einlagen in der Tat deutlich besser aussieht. Das dient vor allem auch als Referenz, wenn ich in Zukunft mit entsprechend besser trainierten Füßen wieder versuchen werde, auf die Einlagen zu verzichten. Außerdem darf ich aber auch beim Spinning endlich wieder Widerstand reindrehen und mich auf das Rennrad setzen.

Back to Sports – Inzwischen sind es 14 Wochen Physiotherapie. Mobilisation, Krafttraining, Spinning, Rennrad fahren und Bouldern: All das klappt wieder gut. Beim Laufen sind die Fortschritte jedoch weiterhin sehr klein. Fünf Kilometer waren es, die ich zuletzt gelaufen bin. Immerhin. Einigermaßen rund und vor allem schmerzfrei. Noch nicht wirklich ein Grund, wild durch die Gegend zu hüpfen, aber andererseits steht inzwischen genau das bei der Physiotherapie auf dem Plan: Plyometrisches Training. "Back to Sports" nennt mein Physio die aktuelle Phase. Im günstigsten Fall startet Mitte November dann die nächste Phase.

Back to Competition – ... to be continued.