Ausrüstung // 10.05.2008

Langer Lauf bei Hitze

Um weiter zu kommen, muss man trainieren, das weiß jeder. Doch damit man wirklich etwas erreicht, muss man über bisherige Grenzen gehen, weiter machen, wenn der innere Schweinehund nicht mehr will.
Das habe ich gestern gemacht, und noch immer spüre ich, was ich da getan hab, obwohl es eigentlich gar nicht so schlimm geplant war.

Es war Freitag der 9. Mai 2008 - ein sonniger Tag wie die letzten. Die Temperaturen lagen im Schatten bei knapp über 20 Grad, im Sonnenschein wohl noch etwas höher. Um etwa 15 Uhr machte ich mich zum Laufen bereit: kurze Laufsachen und los sollte es gehen, eine Freundin abholen, mit der eine kleine Runde drehen und dann zurück. Schließlich hatte ich gerade eben 2 Stunden Sport in der Schule gehabt: Badminton und Fußball. Das sollte reichen. Doch der Freundin war es zu warm und der Versuch sie zu überreden scheiterte. Also gut, dann wird eben anders geplant.

Weiterhin meine kürzeste Laufkleidung und dazu Sonnenbrille und Trinkgurt, statt einer kleinen Runde überlegte ich mir eine 21 Kilometer lange Strecke. Drei der Fläschchen des Trinkgurtes wurden mit einfachem Wasser, eines mit Magnesium-Wasser gefüllt. Dazu schleppte ich dann auch erstmals ein PowerGel "fast fuel Zitrone" mit. Das hatte ich schon länger ausprobieren wollen. Also noch schnell mit Sonnencreme und Vaselin eingeschmiert und los ging es.

Bereits auf dem ersten Kilometer merkte ich, dass ich gerade erst Sport getrieben hatte. Trotzdem lief ich ihn unter 5 Minuten. Viel zu schnell. Es steht überall, man sagt es immer wieder, jeder weiß es, und trotzdem machen es viele - mich eingeschlossen - falsch; sie starten zu schnell. Nach und nach fand ich dann aber meinen Rhythmus. Von der Sonne gebremst lief ich einen lockeren Trainingslauf, bei dem mir der Schweiß durch das Gesicht lief. Nach den ersten vier Kilometern in einem ordentlichen 6er-Schnitt wurde die erste Flasche (je 125ml) geopfert. Etwas zum Trinken und etwas zum Abkühlen, obwohl das Wasser bereits sehr warm war. Auf dem total erhitzten Kopf wirkte es aber Wunder. Unglaublich angenehm waren die Tropfen dort.

Also konnte ich einigermaßen gemütlich weiter laufen, mit etwas schweren Beinen, einem warmen Kopf und einem etwas unwohlen Oberkörper. Herz, Atmung, Bauch - irgendwo dort drückte es etwas, aber da die Schmerzen nicht zu orten waren, waren sie auch nicht so schlimm. Schlimm wurde es erst nach etwa neun Kilometern. Treppen hoch zum Ölberg. So langsam bin ich da wohl noch nie hoch gelaufen, aber die Beine schmerzten und die Sonne machte mich fertig. Zum Glück gab es nun etwas Schatten. Nach den Treppen war es aber noch nicht geschafft, etwas später gab es die nächste Steigung, bis ich dann in Mönkeberg war.

Dann kam das PowerGel zum Einsatz. Es war mein erster Versuch mit den Dingern. Aufgerissen, etwas probiert und direkt mit Wasser nachgespült. Kein toller Geschmack, auch abgesehen von der Konsistenz. Zitrone ist wohl nicht so mein Fall. Den kleinen Beutel nahm ich dann mit einer weiteren Flasche zu mir. Es dauert allerdings seine Zeit. Ich kleckerte auf meine Finger und hatte ohnehin kein Interesse, das gesamte Gel auf einmal im Mund zu haben.
Es wird von den Dingern ja meist gutes berichtet, auch wenn sie nicht schmecken. Um gut über die Wirkung berichten zu können, achtete ich dann die folgenden Kilometer darauf, wie ich mich fühlte. Aber es veränderte sich nicht viel. In Richtung Schönkirchen musste ich dann die nächsten Steigungen nehmen und die Beine wurden schwerer. Auch nach einer Viertelstunde fühlte ich mich nicht besser.

Also lief ich ohne Energieschub weiter, lediglich das Magnesium-Gemisch wünschte mir auf den letzten Kilometern viel Glück. Von Schönkirchen aus ging es dann kurz hoch und dann auf einer Art Feldweg direkt neben den großen Rapsfeldern in Richtung Heimat. Die Rapsfelder waren schön anzusehen, so etwas hatte ich beim Raps-Blüten-Lauf nicht zu sehen bekommen. Dann fuhren auch noch zwei Mädels an mir auf Fahrrädern vorbei. "Ach, wenn ich doch auch nur so schnell sein könnte." - Aber ich war es nicht. Für jeden Schritt musste ich zunehmend mehr Energie aufwenden, es fühlte sich an, als würde sich alle Hundert Meter ein weiterer Stein an die Waden hängen.
Zum Glück war es nicht mehr weit, so langsam konnte ich Heikendorf wieder sehen. Als ich mir die Strecke überlegt hatte, war ich jedoch fies. Eigentlich waren es nur 18,6 Kilometer gewesen - zu wenig, sodass ich in Heikendorf noch eine kleine Extrarunde einplante. So lief ich dann also mit schweren Beinen und einem noch immer sehr warmen Kopf in die Richtung des Zuhauses, die letzten Wassertropfen waren auf meinem Kopf gelandet, die Beine wollten sich verabschieden.

Und dann kam also der Moment, in dem ich das bisherige Training als ausreichend hätte einstufen können. Dann wäre ich sofort duschen und trinken gegangen, und hätte es somit verpatzt, einen neuen Trainingsreiz zu setzen. Also musste ich weiter: 2,5 Extrakilometer. Ich quälte mich, es war so heiß, der Schweiß war bereits auf meiner Sonnenbrille gelandet, ich war fertig, und das ohne Ausnahme.
Kurz darauf war es dann aber geschafft. 21,26 Kilometer in 2 Stunden in 14 Minuten, ein Schnitt von 6:18/km - recht langsam, aber das war gut so. Zuletzt war ich zu oft im gleichen Tempo unterwegs. Heute war der Puls allerdings trotzdem ähnlich hoch. Aber das Wetter war schuld.

Noch jetzt, 30 Stunden später, weiß ich, was ich da getan habe. Der Muskelkater ist hart, am schlimmsten im Hintern. Ich kann mir zwar nicht erklären, warum er gerade dort auftritt, aber es ist so. Das Gehen fällt schwer, der Körper ist platt.
Aber ich habe mich heute belohnt: Brooks Axiom 2 - neue Laufschuhe. Morgen kommt die nächste Trainingseinheit - so etwa 10 Kilometer zur Regeneration. Hoffentlich stehe ich früh genug auf, wenn es noch kühl ist.
Der Bericht zu den Schuhen folgt dann. Bisher fühlten sie sich geil an.