Laufstrecken // 15.03.2009
Schwentine-Wanderweg in Bildern
„Und was das Einpacken der Kamera auf deinem nächsten Lauf angeht - mach´ einfach. Wie heisst es doch so schön? "Wenn man einen Hammer hat, sieht alles aus wie ein Nagel".
Oder auch: "Wenn man einen Foto hat, sieht alles aus wie ein Motiv"“
Mit seinen Worten und seinem Bericht vom Frühling am Rhein hat Matthias mich heute Morgen inspiriert. Sofort entschied ich mich, aus meinem für heute geplanten langen Lauf mehr zu machen, als nur wahllos durch die Dörfer zu laufen. - Eine schöne Strecke mit der Kamera in der Hand sollte es werden. Aber wo? Mit dem frisch geputzten Rad in Richtung einer neuen Strecke aufbrechen? Die Kilometer am Strand in Richtung Brasilien, Kalifornien und Schönberger Strand sammeln? - Da war die Entscheidung, erneut an der Schwentine zu laufen, eigentlich langweilig. Ich war schließlich erst vor fünf Wochen dem Ruf des Wassers gefolgt.
7 Grad und grauer Himmel - aber das war mir egal. Heute wird genossen. Unter diesen Umständen darf man auch ruhig zwischendurch anhalten, um schöne Fotos zu machen. Eine Woche vor dem Kieler Hochbrückenlauf startete ich also mit der Kamera in der Hand. Schnell vergingen die ersten sieben Kilometer und schon war ich an der Schwentine-Mündung. Vorerst kein besonders schöner Blick, doch dann bog ich auf den Uferweg und genoss von Beginn an das Laufen deutlicher intensiver. Tag für Tag fahren tausende Menschen über diese Brücke, und viele wissen gar nicht, wie schön es hier unten ist. Immer weiter geht es auf der rechten Seite der Schwentine, wobei auch rechts von mir immer wieder Sumpfgebiete, Teiche und kleine Nebenflüsschen auftauchen. So auch auf einmal das Schild Privat - Warnung vor den Hunden, das im Wasser steckte.
Zum Glück war weit und breit kein Hund zu sehen. Ohnehin hatte ich den Weg größtenteils für mich, was mich überraschte. Scheinbar mochte sich außer mir niemand bei dem grauen Wetter an der Landschaft erfreuen. - Mir war es egal. Ich lief fröhlich weiter, auch wenn der Weg inzwischen nichts Neues mehr war. Zum dritten Mal war ich hier unterwegs. Zum dritten Mal war es schön. Über matschige Wege und ein paar wenige Höhenmeter ging es hin und wieder ein bisschen von der Schwentine weg. Leider führt einen der Weg nicht durchgängig am Wasser entlang. So ging es weiter an den nächsten Schildern vorbei, wie dem Hinweis, hier nicht zu baden. Dazu lud die braune Suppe nun wirklich nicht ein. Aber ich war froh, überhaupt am Wasser zu sein, auch wenn die herumliegenden Äste wenig Freude verbreiteten.
Dann führte mich der Weg ein weiteres Mal aufgrund des Landschaftsschutzgebietes von der Schwentine fort. An einer Sporthalle und einem Reiterhof vorbei ging es nun durch einen kleinen Wald, bevor es dann zur Oppendorfer Mühle ging, wo ich die Schwentine überqueren wollte. Gute 13 Kilometer waren nun vorbei, gerade einmal sechs davon an der Schwentine. Nun sollte es schon wieder vorbei sein. Auf der Brücke entspannte ich kurz, grüßte den einen der wenigen Läufer, und machte mich dann auf den Rückweg.
Zunächst ging es an der Straße bis nach Flüggendorf, wo ich dann auf den Fußweg nach Oppendorf gelangte. Ein unter Umständen schwieriges Stück. Hier geht es etwas hoch und runter auf einem total verlassenen Pfad mitten zwischen den Feldern. Ein weiter Ausblick, aber auch ein guter Angriffspunkt für den Wind oder wie im letzten Sommer die Hitze. Mit schweren Beinen bestand ich aber auch diesen Streckenabschnitt. Inzwischen zeigte sich etwas Müdigkeit in den Beinen, aber trotzdem gingen die Kilometer wie im Flug vorbei. Wieder ein kurzes Stück an der Straße, dann durch den nächsten Wald und schon war ich in Schönkirchen. Von hier aus waren es nur noch mir bestens bekannte fünf Kilometer. Auf einem kleinen Pfad mit Büschen von der Straße getrennt und mit Blick auf die weiten Felder den nächsten kleinen Hügel rauf, dann wieder runter. Die letzten zwei Kilometer auf der Straße, die zum Glück nur für Anlieger freigegeben ist.
Und was erblickte ich dann? Geradewegs auf der rechten Seite, mitten auf den weiten Feldern, da standen sie wieder. 20 Rehe und unter ihnen ein weißes - Sie treiben sich also noch immer rum. Minutenlang blieb ich hier stehen und beobachtete sie aus der Ferne. Sie bewegten sich kaum. Ich hatte genügend Zeit sie mir anzuschauen und zu fotografieren. Wenn nur die Batterien nicht am Ende gewesen wären. So blieben mir nur noch zwei Fotos ohne Zoom, auf denen sie kaum zu erkennen sind. Aber man kann sie erahnen. Und dafür habe ich sie dort umso länger mit bloßem Auge betrachtet. Zu gerne wäre ich näher zu ihnen gelaufen. Aber quer über den Acker, damit hatte ich schon schlechte Erfahrungen.
Ich blieb also vernünftig und machte mich dann nach einer längeren Pause auf die letzten Meter zurück. Hier waren sie auf einmal wieder, die ganzen Autos. Fern vom schönen Wasser, fern von der Ruhe, fern von den lieblichen Vögeln, die mir unterwegs ein Lied nach dem anderen gesungen haben. - Erschöpft und vollkommen glücklich stellte ich meine Schuhe wieder ins Regal. 25 Kilometer, die sich absolut gelohnt hatten.
15 Kommentare
Lob, Kritik und Anregungen sind immer herzlich willkommen.
Zum Bloggen gehören eure Meinungen ebenso sehr wie die Artikel.
Tolle Tour und richtig schöne Fotos. Gerade die Schwentine-Bilder haben mich ein bisschen neidisch gemacht - da würd´ ich auch mal gerne laufen, das sieht total hübsch aus...
Das weisse Reh kann man auch ohne Zoom erkennen, wenn man genau hinguckt - mittig vorne der helle Fleck.
Das Hundewarnschild ist echt ziemlich lustig - Seehunde wahrscheinlich, davon habt ihr da oben doch ganz viele (ja, der war jetzt platt und billig. Aber bevor ihn mir jemand wegschnappt ;-) )....
Hat sich auf jeden Fall gelohnt, den Foto mitzunehmen, ein wunderbarer Bericht (und dass ich so ein bisschen den Anstoss gegeben habe, freut mich natürlich ganz besonders).
Bin schon gespannt auf den Nächsten...
Gruß
Matthias
PS: Fotopausen sind übrigens nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Sonst wär´ ja alles total verwackelt.
hochgelegten Joggerbeinen sind gerade irgendwie total in, oder?
Danke Hannes, für die tollen Bilder und den schönen Bericht. Es hat mich schon immer interessiert, wie es bei Dir so aussieht. Kein Wunder, dass sich die 25km gelohnt haben.
Danke für den schönen Beitrag - Reinhard
Mir ging es wie Matthias, sieht richtig interessant aus und macht Lust dort auch mal ein paar Meter zu rennen ;-) Allerdings für mich viel zu weit weg :-)
Toll, dass Du das weisse Reh nochmal gesehen hast, so kannst Du sicher sein, dass es auch real war/ist ;-)
Eine schöne Woche wünsch ich Dir
Auf eine gute Laufsaison und noch viele schöne Läufe/Berichte/Fotos!
lG
Ralph
Das hat sich definitiv gelohnt, auch wenn es mit ein wenig Sonne noch schöner gewesen wäre. Für den Sommer besteht aber weiterhin der Plan, die gesamte Schwentine abzulaufen. - Aber ich hab dich ja auch so schon neidisch gemacht.
Und frag mal, woher die Idee mit den hochgelegten Läuferbeinen kam ... ;)
@Brennr.de:
Gut, dass ich mir ausgerechnet die schönste Strecke für die Fotos ausgesucht habe - sonst würdest du den Norden noch abstoßend finden. - Aber am Wasser ist es immer schön!
@huobaere:
Spaziergänger erhalten auch solche Momente - aber längst nicht so viele. Wer geht schon täglich so lange spazieren?
Aber du sagst es - es ist einfach schön. Beim Laufen gibt es einfach so viele Gründe, sich wohl zu fühlen.
@Christian #5:
Nun weißt du, wie ich mich fühle, wenn ich deine Hügel-Touren verfolge.
Dir wünsche ich ebenfalls eine schöne Woche!
@Christian #6:
Das stimmt. Langsam kommen alle wieder in Fahrt und erfreuen sich an der Natur. Wobei das Ganze noch viel schöner wird, wenn es auch endlich grün wird.
@Thestral:
Du sagst es. Bei den verhältnismäßig warmen Temperaturen zwickt es viel eher in den Beinen, die Natur draußen zu genießen.
na mit diesem Bericht machst Du mir ja wirklich Lust auf den Umzug von der Hauptstadt in den hohen Norden! Nächsten Monat ist es dann wohl wirklich soweit und der Umzugswagen rollt nach Kiel...
Toller Bericht, tolle Fots und vielen Dank für's Herz leichter machen, denn der Abschied aus Berlin wird nicht einfach...
Liebe Grüße
Jassi
Schön mit Kamera zu Laufen. Man nimmt seine Umwelt noch intensiver wahr und kann sich alles noch mal zu Hause anschauen. Nicht zu vergessen ein schönes Extra für seine Blogleser.
Dankeschön fürs mitnehmen!
ich war dabei auf deinen Läufen, wenngleich dein Tempo für mich zu hoch ist, egal, du bist ja auch wesentlich jünger als ich.
Du hast das weiße Reh wieder gesehen und sogar mit der Kamera einfangen können - toll - so etwas habe ich noch nie erlebt. Ein tolles Erlebnis !
Und dann plötzlich sind sie wieder da, die lauten, stinkenden Autos, die die Ruhe und Schönheit der Natur im Nu verdrängen.
Schön ! Danke ! 8)
Oh wie schön. Ich kann dir sagen, hier oben im Norden ist es toll! Die Nähe zum Wasser ist einfach wunderschön. Ich wünsche dir schonmal einen stressfreien Umzug!
@Gerd:
Gerne.
Im Wasser habe ich lieber nicht nachgeschaut, ob dort irgendetwas auf mich gewartet hätte.
@Hugo:
Ja, solche Läufe machen froh.
@Piennäschen:
Gerne doch! Mal sehen, wann ich mich wieder auf den Weg dafür mache.
@ultraistgut:
Deswegen schreibe ich es ja auf, damit jeder in seinem Tempo die Strecke erleben kann ;)
Schön, wenn ihr Freude am Lesen habt. Doof, wenn die Autos einen wieder nerven.
@Torsten:
Das soll doch kein Zwang sein, auch reine Beschreibungen können schön sein ;)
(Wobei wir uns natürlich nicht gegen Bilder wehren wollen.)