Laufblog // 27.09.2010
Ich lese eine Lauf-Zeitschrift, Teil 1

RUNNING 09/2010
Zumindest von gestandenen Läufern hört man bezüglich Lauf-Zeitschriften immer wieder, dass dort ohnehin nichts Neues stehen könne. Auch Laufanfänger werden nach mindestens einem Jahr und knapp 50 Euro Verlust alles einmal gelesen haben. Dennoch kann es auch den Erfahrenen passieren, dass sie wieder zugreifen, um zu erfahren
- wie man sich im Winter warm genug anzieht
- wie man sich im Sommer vor der Hitze schützt
- welche neuen High-Tech-Accessoires wir einem teuren Geburtstagsgeschenk für die Liebsten vorziehen sollten
- und wie wir uns richtig ernähren.
Dieses Mal hat mich die Ausgabe 09/2010 der RUNNING erwischt. Macht ja nichts. 3,50 Euro sind nicht die Welt und immerhin gibt es in jedem Fall ein paar schöne Bilder zu sehen. Dieses Mal sind es das derzeit omnipräsente Thema Trailrunning und eine Fotoreportage über "RacingThePlanet: Australia 2010", die einem das Geld wert sein sollten. Denn der Rest ist wie erwartet dürftig

Foto des Monats? - "Unsere" Laufmomente sind eindeutig besser.
Zu den Fotos des Monats gesellt sich da schon mal ein Bild, auf dem dreieinhalb Teilnehmer einer Leserreise vor einem alten Telefon lachen. Da haben selbst die folgenden 30 Seiten mit Werbung und Kurzmeldungen mehr mit dem Laufen zu tun, bis ich endlich die erste lesenswerte Geschichte finde. - Gefolgt von einer bahnbrechenden Studie. Wissenschaftler fanden bei Tests mit 17 Läufern heraus, dass Laufen im dehydrierten Zustand gesundheitsgefährend (höhere Körpertemperatur/Herzfrequenz) und auch leistungsmindernd ist (2,5 Minuten auf 12 km). Man glaubt es kaum ...
Wenige Seiten später ereilt mich zum Glück noch rechtzeitig vor dem kommenden Halbmarathon eine Warnung:
„Auch wenn die Ohnmacht eine sinnvolle Maßnahme des Organismus [...] darstellt, sollte man es dennoch gar nicht so weit kommen lassen.“
Während mich dieser Rat vor der perfiden Selbstzerstümmelung rettet, bringt mich der erst Teil über Kompressionswäsche wieder einmal kein Stück weiter. Für den Rat, "dass Sportler, die einen positiven Effekt spüren, die entsprechende Kompressionskleidung definitiv tragen sollten", muss ich nun wirklich kein Geld ausgeben.
Aber ich bin ja selbst schuld. Warum kaufe ich mir das Teil auch?
17 Kommentare
Lob, Kritik und Anregungen sind immer herzlich willkommen.
Zum Bloggen gehören eure Meinungen ebenso sehr wie die Artikel.
Speziel beim Laufen kann das dann auch gefährlich werden. In einer aktuellen Ausgabe einer Zeitschrift für Fitnessjunkies ;-) gibt es derzeit ein Lauf-Special. Hier wird sehr allgemein ein Trainingsplan angerissen. Aussagen wie (sinngemäß) "Wir gehen von einem üblichen Tempo von 6min/km aus" und andere Böcke stehen da drin. Und wenn dann noch Unerfahrene angewiesen werden auf dieser "Basis" Tempoabschnitte von 4min/km einzubauen, wird's meiner Meinung nach richtig gefährlich. Viele von uns Läufern wissen, wie lange alleine schon der Weg zu 6min/km war.
Das Rad werden sie nicht neu erfinden aber für eine bestimmte Örtlichkeit hab ich sie ganz gerne. ;-)
@Björn
Das riecht doch verdächtig nach der Fit for Fun. Ist mir auch negativ aufgefallen.
In die Spiridon gucke ich wegen der Ergebnisslisten. Es ist ja bezeichnend, wie wenig Ergebnisse in den anderen Zeitungen noch besprochen werden.
Artikel über Laufprodukte langweilen mich und werden immer überblättert.
Die am Kiosk zu kaufenden Zeitungen sind im besten Falle Sachzeitschriften. Fit For Fun liegt bei meinem Händler richtigerweise bei den Illustrierten.
Die US-Version der Runner's World ist um Meilen besser als die dt. Version. Wenn dort ein Tipp gegeben wird, steht dahinter von welchem Trainer der kam und deren Webadresse.
Richtige Fachzeitschriften sind für Laien und nicht Uni-Angehörige leider auch nicht wirklich auf die Dauer bezahlbar.
So manches Heft verstaubt ungelesen bei mir, nur weil ich mich von einer Schlagzeile oder einem tollen Bild einlullen ließ. Wenn ich "Rentner" bin. lese ich aber alles nach.
Zum Thema Laufzeitschriften: Ich kann Björn nur zustimmen. Zudem ist es sicherlich auch schwierig eine breite Zielgruppe zu erreichen - es lesen schließlich nicht nur "Vielwissende" solche Zeitschriften, sondern auch Einsteiger, die quasi noch gar keinen Plan von der Materie haben, sodass ein Grundstock an Informationen nicht fehlen darf. Zumindest haben Zeitschriften in dieser Hinsicht auch eine gewisse Verantwortung - wie bereits erwähnt keine kleine. Wenn man bei den Autoren ein Bewusstsein für die Verantwortung einfordert, darf man aber nicht kritisieren, dass vermeintlich bekannte Informationen präsentiert werden. Dass sich Themen wiederholen, steht außer Frage.
Trotzdem, eine kritische Meinung ist viel wert und wichtig. Eine Zeitschrift nur auf die Bilder zu reduzieren, würde ich jedoch nur bei Klatschblättern wagen.
leidest du vielleicht unter der gemeinen Langeweile vor dem großen Saisonhöhepunkt? Anders kann ich es mir bei einem intelligenten Menschen wie dir nicht erklären, dass du zu Hochglanzmagazinen greifst. Zumindest dein Geldbeutel wird aber wohl künftig geschont werden: In Bezug auf Studium und Karriere gibt's an der Uni denselben Quatsch, seit 10 Jahren mit Thema und Variationen aufgewärmt, nur ein Vorteil: kostenlos. Mach dir nichts draus, jeder wird mal schwach ;-)
Ausnahme: Ultramarathon. Aber die ist ja auch sozusagen von Läufern für Läufer.
Als nächstes kommt bestimmt der Kompressionsstrumpf für den Kopf...
Der Spagat ist vor allem so schwierig, da auch zwischen Laufanfänger und Laufanfänger Welten sind. Ich würde die teils schwachen Artikel aber eher auf den versuchten Spagat als auf schlechte Redakteure zurück führen.
@Marcus:
Richtig. Bei echtem Fachwissen greife ich lieber auf Bücher als auf die Zeitschriften zurück.
"Condition"? Von der habe ich noch nie gehört. Muss ich wohl mal besser suchen.
@Juliregen:
Für mich enthält sie außer den Bildern nicht viel. Für Laufanfänger gilt diese Beschränkung natürlich nicht.
Zum Bild vom Coca-Cola-Lauf: So ein Ärger. Dabei hatte ich unter anderem wegen deines Kommentars nach der Running Ausschau gehalten - nur leider wohl nicht die aktuelle Ausgabe erwischt.
@Christiane:
Langeweile? Ab und zu muss man etwas Anspruchslosem wieder "runter" kommen ;-)
@Evchen:
Vielleicht holt deine andere Hälfte sich die Heftchen nur, damit du dich über die Inhalte aufregst? :)
@Chris:
Zumindest für den Oberkörper gibt es das schon.
Tja, die Erfahrung lehrt halt, dass es nix Langweiligeres zum Drüber Schreiben gibt als das Laufen.
Quod erat demonstrandum... ;)
Erwartungsgemäß hab´ ich noch nie lange genug durchgehalten, um auch nur einen Artikel in den Gratishefterln zu lesen, die man immer beim Schuhekauf in die Tüte gepackt kriegt - und kaufen würd´ ich mir so ein Dingen glaub ich erst recht nicht, besonders jetzt nicht mehr, wo du die ganzen wichtigen Infos und Inhalte schon gespoilert hast! :D
Und ebenso, wie es in den entsprechenden Magazinen „Die 50 tollsten Herbstfrisuren“ gibt, wird in den Laufmagazinen halbjährlich der „ultimative Marathon-Trainingsplan“ angepriesen...
Volle Zustimmung.
Aber ich muss gestehen: Hin und wieder werde ich auch schwach. Wenn ein Zahnarzttermin o.ä. ansteht, ist so ein Heftchen schon besser als die "Frau im goldenen Blatt" oder wie die Dinger heißen. Trotzdem, hinterher fragt man sich schon, was schlimmer war. Zahnarzt oder rausgeschmissenes Geld für wenig Inhalt.
Mal so am Rande: Du schreibst gut, den Blog ist interessant - schon mal daran gedacht, bei so einer Zeitung mitzuwirken?
Sponserst du mich dann stattdessen mit dem gesparten Geld? :-)
@feldmaus salli:
Antwortet dir mein Artikel nicht auf die Frage? Die bringen da bei den Zeitschriften doch nichts Tolles ;-) Theoretisch im Kopf herumgefolgen ist der Gedanke schon - mehr nicht. Das Studium ruft und ich habe da erst einmal genug zu tun.
Wenn du da was schreiben würdest, dann bringen die was Tolles. Doch, ganz bestimmt ;-)
Studium geht aber natürlich vor.