Laufblog: Aktionen // 02.07.2016

Laufblogger-Camp 2016 im Harz

Ein paar altbekannte Gesichter, mitten im Harz, in der unveränderten Heimathütte und wie jedes Jahr ein Lauf auf den Brocken. Immer wieder das Gleiche. Und trotzdem ist es überhaupt nicht langweilig, ganz im Gegenteil. Viel mehr ist es ein großer Spaß, der inzwischen fest zur Jahresplanung gehört. Außerdem gibt es doch immer wieder ein paar neue Gesichter, neue Geschichten zu erzählen und auch beim Lauf auf den Brocken schaffen wir es immer wieder, uns an neuen Stellen zu verlaufen.

Prolog: Irgendwie zur Heimathütte kommen

Ein Ersatzzug, eine defekte Klimaanlage. Der Auftakt der Bahnfahrt in Richtung Harz verlief ganz nach Wunsch, um ordentlich über die Bahn zu lästern. Möchte ich aber gar nicht, auch wenn wir später dank ein paar Minuten Verspätung noch einen Anschlusszug verpassten. Wir, das waren zu dem Zeitpunkt bereits Gerd und ich, die wir im Vorjahr stundenlang im gottverlassenen Herzberg warteten und warteten und warteten. Als ein paar Tage vor Start Marek und Henrik vom Projekt #Brocken100 Abstand nahmen, entschied ich mich kurzerhand, Gerd meine Tasche zu überlassen und von Herzberg nach Hohegeiß zur Heimathütte zu rennen.

30 Kilometer sollen es sein. Bereits nach einem Kilometer existiert der in den OSM-Daten eingetragene und auf die Uhr übertragene Weg aber nicht mehr. Irgendwo in den Feldern drohe ich den Hitzetod zu erleiden. Wer hat sich überlegt, bei Temperaturen um die 30 Grad so eine Strecke zu laufen? Nach sechs Kilometern geht es in den Wald. Hier wird es zwar schattiger, aber auch steiler. 1.000 Höhenmeter hat die Strecke insgesamt. Super Idee.

Unzählige Orientierungsschwächen und Abstecher durch das tiefste Gestrüpp später erreiche ich die Odertalsperre. Zeit für einen Wetterumschwung. Aus Sommer, Sonne, Sonnenschein wird Sturm und Gewitter. Irgendwo neben mir knarzt es. Huch, die Bäume biegen sich aber stark ... und schwupps lag der Baum. Hier und da blitzt es und es donnert gewaltig. Vielleicht sollte ich schauen, zur Hütte zu kommen.

Laufblogger-Camp im Harz
32,8 Kilometer und 1.080 Höhenmeter als Auftakt von Herzberg zur Heimathütte

Wieder weicht die Wegangabe auf der Uhr erheblich von den tatsächlichen Gegebenheiten ab. Ich bin schon mit einem Fuß in der Oder, um diese zu durchqueren, als ich 100 Meter weiter doch noch die Brücke entdecke. Kurz darauf hätte es aber ohnehin keinen Unterschied gemacht. Es schüttet wie zum Weltuntergang. Ich gebe Gerd, der längst in der Heimathütte hockt, eine Zwischenmeldung durch. Einzige Rückmeldung: "Darf ich dein Essen essen?" Scheint nicht so, als würde man mich später vermissen, sollte ich hier im Wald verschütt gehen.  Also muss ich mich irgendwie durchkämpfen.

Irgendwann erreiche ich nach einigen weiteren Querfeldein-Passagen dann doch die Hütte, verschwinde unter der heißen Dusche und begrüße den Rest der bereits anwesenden Truppe. Just in dem Moment kommen auch Martin und Thomas an. "Wir wollen noch eine kleine Runde laufen" ... ja, ähm, warum eigentlich nicht? Irgendjemand muss den beiden Neulingen ja die Gegend rund um das sagenumwobene Hohegeiß zeigen. Oder zumindest so tun, als ob er sich auskennen würde.

Lagerfeuer-Romantik: Das perfekte Wochenende

Da sind wir also: 16 Laufblogger, die gemeinsam ein wunderbares Wochenende verbringen. Lagerfeuer-Romantik mit Stockbrot und Kenia-Geschichten, ein gemütliches Frühstück mit zwei Kilo Käse für acht Nicht-Veganer, ein wunderbarer Grillabend mit Seitan-SteaksSchwämmen und Jans legendärem und unglaublich leckerem Ugali, ... - Zum Glück bin mich mit meinem Bericht im Vergleich zu den anderen so spät dran, dass ich problemlos auf deren Berichte verweisen kann, um nicht alles doppelt und dreifach zu nennen. Denn so schön wie das Camp war, lohnt es sich durchaus, alle Berichte durchzulesen.*

* Und vor allem die Bilder anzuschauen, die in den anderen Berichten zahlreicher vertreten sind. Die Links dazu gibt es ganz unten.

Laufblogger-Camp im Harz
Lagerfeuer-Romantik im Harz

Königsetappe: Ein kurzer Brockensprint

Einen besonderen Zeitplan gibt es für das Wochenende nicht, denn der stellt sich in der Regel von alleine auf: Am Samstag wird ein Lauf gemacht und in der restlichen Zeit wird gequatscht und gefuttert. Nach 45 Kilometern in 2014 und 68 Kilometern in 2015 hatte ich für dieses Jahr bereits Strecken für den #Brocken100 herausgesucht, doch die Herren Zwillinge waren dafür zu platt und entschieden sich für den direkten Weg zum Brocken und zurück und damit "nur" 40 Kilometer. Wenig genug, damit auch Jan Philipp uns dreien Gesellschaft leisten wollte.

Nachdem ich mich bereits am Freitag elendig viel verlaufen hatte und wir die Strecke aus den zwei Jahren größtenteils bereits kennen sollten, erwartete ich nicht allzu viele Umwege. Entsprechend liefen wir gleich die ersten beiden Kilometer völlig falsch, um auch später auf dem Weg zwischen Sorge und Elend uns mehrfach durch die Büsche oder direkt auf den Schienen den Weg bahnten. Läuft bei uns.

Aber es lohnt sich. Der Weg an der Kalten Bode zwischen Elend und Schierke ist ein Traum und der Brocken ist im Harz seit Kindheitstagen ein Muss für mich. Über die Alte Bobbahn treffen wir auf die Brockenstraße, wo ernsthaft ein paar Touris mit Segways auf den Brocken fahren. Mit einer unwegsamen Abkürzung versuchen wir, das ungleiche Duell für uns zu entscheiden. Ohne Erfolg.

Trotzdem erreichen wir kurz darauf, von der Sonne und 100 % Luftfeuchtigkeit auf dem Hinweg durchnässt den vollständig in Nebel eingehüllten Brocken. Die Sicht ist so gut, dass ich fast an Merk vorbei laufe, der die Bergwertung mit einer halben Minute Vorsprung für sich entscheiden konnte. Nach einer kurzen Stärkung mit Apfelschorle und Pommes verlaufen wir uns sogar auf dem Gipfel bei der Suche nach dem Stein für das obligatorische Brocken-Foto.

Laufblogger-Camp im Harz
Die Brocken-Sprint-Crew (v.l.n.r.): Ich, Henrik, Jan, Marek

Auf dem Rückweg folgt dann wie am Freitag der Wetterumschwung. Während die "Bambini"-Truppe, die 20 Kilometer gelaufen sind, pünktlich vor dem Gewitter zurück waren, sind wir gerade auf dem Goetheweg als der Himmel die Schotten öffnet. Und wie. In Sekundenschnelle wird aus dem Lauf eine Schwimmeinheit. Den Pfützen ausweichen? Unmöglich. Der gesamte Weg gleicht einem großen Bach. Egal. Irgendwie müssen wir ja zurück und nass sind wir sowieso. Am Wurmberg vorbei, um Braunlage herum und über die Alte Poststraße zurück zur Heimathütte. Noch einmal eine Steigung hoch. Auch bei einem Sprint sind irgendwann die Kräfte am Ende.

Vorfreude auf 2017

Laufblogger-Camp im Harz
Die ganze Truppe (v.l.n.r.): Marek, Heimo, Martin, Andreas, Ich, Thomas, Jan, Michael, Philipp (stehend)
Gerd, Henrik, Carola, Jan, Eddy, Caroline, Judith, Daniel (kniend)

Die anderen Berichte: