Ausrüstung: Laufuhr // 08.01.2015
Erstes Fazit: Garmin fenix 2
Nach nicht einmal zwei Jahren mit dem Garmin Forerunner 310XT am Handgelenk habe ich mir vor kurzem nach einigen Wochen des unverbindlichen Testens* die Garmin fenix 2 gegönnt. Während also inzwischen bereits die fenix 3 angekündigt wird, möchte ich kurz auf meine Eindrücke der fenix 2 eingehen. Für einen ausführlichen Testbericht sei auf DC Rainmaker verwiesen.
* Das heißt: 60 Tage kostenlos testen und bei Gefallen im Gebrauchtzustand mit Rabatt erwerben.
Die Kurzübersicht der wichtigsten Funktionalitäten:
- GPS
- Barometer und Temperatursensor
- Multisport (Langlauf, Skifahren, Bergsteigen, Wandern, Navigieren, Trail Run, Laufen, Radfahren, Freiwasser, Pool)
- Running Dynamics via HRM-Brustgurt
- 50h Akku
- Smartphone-Verbindungen
Zum Wechsel getrieben haben mich vor allem die häufiger werdenden Ausfälle der 310XT, die unter anderem beim An-/Ausschalten der AutoLap während der laufenden Aktivität die komplette sowie weitere folgende Aktivitäten gelöscht hat. Daher war die Hürde für die Fenix nicht allzu groß: Einfach funktionieren. Dass allerdings auch das ein Problem sein kann, ließen Berichte anderer Läufer vermuten.
Zuverlässigkeit: Dank Firmware-Updates passabel
Nach einer Woche hatte auch ich den ersten Ausfall. Kurz vor Ende eines Tempotrainings verabschiedete sich die Uhr mit lautem Getöse. Erst nach mehreren Versuchen ließ sie sich daheim wiederbeleben. Immerhin: Die Aktivität war (bis kurz vor dem Ausfall) vorhanden und der Fehler trat dank Firmware-Updates nicht mehr zumindest bis zur ersten Version dieses Artikels nicht mehr auf. Ein weiteres Mal schaltete sie sich während der Aktivität aus und ließ die Aktivität nicht speichern. Dieses Mal war die Aktivität vollständig verloren.
Selbst für das neuste Update gibt es auf Twitter erneut Meldungen von Läufern, die mit Ausfällen zu tun haben. Damit ist die Uhr was die Zuverlässigkeit betrifft zwar kein Super-GAU, aber auch nicht das, was man in diesem Preissegment erwartet.
Aber: Die weiteren Funktionalitäten sind wie erwartet. Dank GPS-Empfänger und Brustgurt bekommt man die vollständige Auswertung. Distanz und Geschwindigkeit messen, die Route aufzeichnen, Runden abstoppen und nach Herzfrequenz laufen - alles kein Problem, wie man es gewohnt ist.
Etwas ungewohnt ist indes das Betrachten der absolvierten Einheiten auf der Uhr. Das Laden (ebenso wie das Speichern vorher) dauert durchaus mal länger als eine Minute, die Darstellung ist klein, abschnitten und weder so detailliert noch so übersichtlich wie bei beispielsweise 310XT oder 305.
Optik: Vor- und Nachteile
Ein häufiger Kritikpunkt an der 305/310/910 und Pluspunkt für zum Beispiel die Polar-Uhren ist die Optik. Da ich die Uhr ohnehin lediglich als Laufuhr trage, ist mir die Optik herzlich egal. Aber, wer eine alltagstaugliche Uhr sucht, kann beruhigt zur Fenix greifen: Sie wirkt zunächst wie eine ganz normale Uhr.
Das runde Format hat aber auch seine Nachteile. Im Vergleich zur 310 ist die Anzeige deutlich kleiner und in der Bewegung entsprechend schlechter zu lesen. Auch die Übersichtlichkeit des Menüs hat darunter etwas gelitten, zumal immer wieder Teile des angezeigten Textes einfach abgeschnitten sind, weil die eigentliche Anzeige nur einen rechteckigen Teil nutzt.* Das wirkt wenig professionell.
* Die fenix 3 kommt mit einem mehrfarbigen und runden Display, das die gesamte Größe der Uhr ausnutzt.
Kein optimaler GPS-Empfang
Den GPS-Empfang mit anderen Uhren zu vergleichen ist immer schwer, ebenso die Geschwindigkeit beim Suchen der Satelliten. Überzeugt bin ich bezüglich dieser Punkte aber nicht von der fenix. Während der 310 die Fensterbank genügte, lege ich die Fenix nun immer ganz hinaus auf den Balkon, damit sie fündig wird.
Auch unterwegs geht das Signal durchaus mal verloren. Beim Essen-Marathon zum Beispiel gleich zehn Kilometer lang, obwohl es keinerlei Häuserschluchten oder ähnliches gab. Dazu kommt es doch recht häufig vor, dass die Uhr zunächst Satellitenempfang bestätigt, obwohl die Auswertung später zeigt, dass dieser erst Kilometer später erfolgte. Einziger Trostpunkt: Dank des in der Uhr integrierten Beschleunigungssensors werden auch ohne GPS-Empfang Distanz und Geschwindigkeit gemessen.
Weiteres: Running Dynamics, Erholungszeit, Barometer, ...
Weitere Neuerungen, die mich vor allem zum Neukauf getrieben hat: Die neueren Garmin-Uhren unterstützen zusammen mit dem neuen HRM-Brustgurt die Messung der sogenannten Running Dynamics, also Schrittfrequenz, Bodenkontaktzeit und vertikale Oszillation. Keiner dieser Werte ist absolut notwendig, zumal die Schrittfrequenz sehr einfach mit Footpod ergänzt werden konnte, aber für Statistik-Liebhaber sind sie eine schöne Ergänzung. Die ermittelten Werte - obwohl im Brustgurt gemessen - wirken sehr realistisch und genau.
Ebenfalls neu sind eine empfohlene Erholungszeit nach jeder Einheit und eine VO2max-Schätzung, durch die Wettkampfprognosen erstellt werden. Letzteres ist allerdings seit langem Bestandteil von Runalyze und findet daher von mir wenig Beachtung, während ich mir die Erholungszeit zwar anschaue, ihr aber wenig Glauben schenke. Die Erholungszeit - vorgegeben bis zum nächsten intensiven Training - scheint sich nämlich recht wenig nach der wirklichen Intensität zu richten, sondern vor allem nach der Trainingsdauer und den vergangenen Trainings. 72 Stunden Erholung nach dem Marathon und 35 Stunden Erholung nach einer Stunde lockeren Laufens (bei zwei freien Tagen zuvor) stehen in keinem Verhältnis.
Zusätzlich wird auch nach gut fünf Minuten Laufen der aktuelle Erholungszustand angezeigt. Von zwei Ausnahmen abgesehen lautet der bisher jedes Mal "Gut".
Multisport: Die Uhr kann alles
Die Liste der verfügbaren Sportmodi ist beeindruckend und für jede Sportart können die Displays konfiguriert werden. Die Arbeit ist an der Uhr allerdings recht mühsam und ich nutze eigentlich nur Laufen, Radfahren und "Training". Für die Aufzeichnung selbst machen die verschiedenen Modi ohnehin kaum einen Unterschied.
Fazit
Die eierlegende Wollmilchsau, als welche in der letzten Zeit nahezu jede Neuerscheinung in diesem Preissegment bezeichnet wurde, ist die fenix 2 gewiss nicht. Die Liste der Mängel - auch wenn es nur Kleinigkeiten sein mögen - ist für eine Uhr, die laut unverbindlicher Preisempfehlung 400 Euro kosten soll, zu lang. Wer ein Schnäppchen schlagen kann, erhält aber eine Multisport-Uhr mit unzähligen Features.
Für mich reicht das, um die Uhr nicht gleich wieder verkaufen zu wollen und mich nach einer Alternative umzusehen. Aber wenn mich jemand nach einer Empfehlung fragen würde? ...
18 Kommentare
Lob, Kritik und Anregungen sind immer herzlich willkommen.
Zum Bloggen gehören eure Meinungen ebenso sehr wie die Artikel.
ähnliche Berichte über teilweise Funktionsstörungen habe ich auch im Netz lesen können. Im Tour-Forum hat jemand in epischer Weite seine Unzufriedenheit in einem ganzen Thread Luft gemacht.
Wenn man bedenkt, dass die Fenix 3 mit HRM-Gurt eine UVP von 549€ erhalen soll, wäre es wohl schöner, wenn der Vertrauensvorschuss der Vorgeräte etwas größer ausfallen würde. Man kann nur hoffen, dass Garmin jetzt mit Erscheinen der Fenix 3 die Vorgänger nicht völlig vernachlässigt und zumindest solange FW-Updates rausbringt, bis die gröbsten Probleme bereinigt sind.
Ich hoffe innig, dass die Fenix 3 ein gutes und ausgereiftes Produkt ist, genauso verlässlich wie meine FR305..
Wegen der berichteten Abstürze und GPS-Probleme lese ich für mich hier ein "Finger weg" heraus.
Viele Grüße!
Da sprichst du etwas Wahres an: Die 305. Die ist über acht Jahre alt und wird noch immer von einigen Läufern verwendet. Das war ein wirklich ausgereiftes Produkt ohne Kinderkrankheiten. Inzwischen ist die Vielfalt so groß - sowohl innerhalb von Garmin als auch auf dem gesamten Markt - dass man sich vermutlich immer mehr gezwungen sieht, mit besonderen Alleinstellungsmerkmalen und einer schnellen Entwicklung zu punkten. Und darunter leidet offensichtlich die Zuverlässigkeit.
@Das Pulsmesser:
Vor allem aufgrund des Displays würde ich aktuell - ohne auf den Preis zu achten - die fenix 3 favorisieren. Wie zuverlässig die 620/920 sind, kann ich nicht wirklich sagen. Und Polar und Suunto hatte ich leider noch keine selbst am Handgelenk, um die vernünftig bewerten zu können.
Wie lädst du die Daten zu runaylze hoch, welchen Weg gehst du da? Für die fenix 3 wäre ja ein Upload über Wifi echt klasse ;-)
ich habe schon bei Twitter mitgelesen, dass viele Läufer Probleme mit der Uhr hatten. Hinzukommt, dass wohl auch der Garmin Support viel zu langsam reagiert. Ich bin mit meiner Suunto Ambit 2 sehr zufrieden. Schneller GPS-Empfang (meister unter 20 Sekunden), sehr genaue Ortung und Entfernungsmessung: Exakt 10 Kilometer beim Frankfurter Silvesterlauf 2013, beim Zugspitz Supertrail lag sie nur wenige Hundert Meter daneben. Auch sonst gibt es für mich nichts zu meckern.
Viele Grüße
Bert
Ach so: kann man mit dem Teil (und Garmin Connect) Routen planen und nachlaufen??!! ;-)
Das Testen hatte man mir angeboten, nachdem Garmin auf Twitter mitbekommen hat, dass ich mich nicht entscheiden konnte und wegen einer negativer Berichte noch nicht so recht überzeugt war.
Zu Runalyze: In meiner lokalen Version und der kommenden v2.0 können direkt *.fit-Dateien importiert werden. Ich schließe also die Uhr wie einen USB-Stick an den Computer an und ziehe die Dateien herunter.
@Bert:
Danke für deine Eindrücke!
Zum Support: Bei tatsächlichen Defekten wird soweit ich weiß immer schnell und kulant reagiert. Wenn es aber eben Modell-bedingte "Fehler" sind, glaube ich gerne, dass man darauf eher weniger reagiert.
@Eddy:
Ich nutze dafür immer GPSies und nicht Garmin Connect, aber ja: Einfach eine Route planen, auf die Uhr laden und nachlaufen. Ebenso ist das nachlaufen bereits absolvierter Läufe auf der Uhr möglich. Navigieren kann das Ding - und selbst kleine Karten können auf die Uhr geladen werden. Die Darstellung sah mir auf Fotos so mies aus, dass ich das gar nicht erst probiert habe.
eine kleine Anmerkung habe ich zu deinem Bericht. Bei Verlust des GPS Signales wird die Geschwindigkeit über den in der Uhr verbauten Beschleunigungssensor gemessen und nicht über den Brustgurt.
Sport frei!
Thomas
Danke für die Korrektur!
@Thomas Dahmen:
Wenn die Uhr das Signal hat (und behält), finde ich die Genauigkeit absolut okay. Nur verliert die Uhr leider häufiger als die 310 das Signal.
Glücklicherweise funktioniert meine 310XT noch wie am ersten Tag, und auch meine TomTom macht sich gut.
Hallo Hannes,
nutze die Fenix 2 jetzt auch schon ne weile. Vorher 305 und 310xt.
Größte Kritikpunkte sind sicherlich der schlechtere GPS Empfang und die Zuverlässigkeit im Vergleich zur 310xt.
Hatte es bisher auch einmal, dass eine Einheit komplett verloren war. Das ganze bei ungefähr 1500 erfassten Kilometern.
Die Kartenfunktion solltest du allerdings mal ausprobieren. Habe mir eine angepasste Karte meiner bevorzugten Laufumgebungen aufgespielt und hat mir zumindest ein paar mal weitergeholfen, wenn ich spontan eine neue Route ausprobiert habe.
Finde es somit schade, dass es diese Funktion bei der Fenix 3 nicht mehr geben soll.
Intervalle finde ich auch sehr befremdlich gelöst. Da hab ich entweder noch nicht die passende Einstellung gefunden oder es ist wirklich nicht einstellbar. Die 310xt gibt jeweils eine Art Countdown kurz vor Intervallbeginn/ende.
Die Fenix macht nur einen kurzen Pieps beim Anfang und das Ende wird bei mir durch Vibration mitgeteilt. Finde ich bei der 310er viel besser gelöst. Gerade wenn ich am Anschlag laufe muss da eigentlich ein Feuerwerk zeigen, dass ich jetzt Tempo rausnehmen darf.
Nehme daher für Intervalle erstmal wieder die 310er.
Für mich als Radfahrer, Läufer und gelegentlicher Schwimmer ist die Fenix momentan noch der beste Kompromiss. Vollständig überzeugt hat sie allerdings auch mich nicht.
Und die Kartenausschnitte kannst du gut erkennen? Da das Display bereits bei einfachen Texten größere Probleme offenbart habe ich da bisher so meine Zweifel.
Hallo Hannes,
ja das geht. Gut ist natürlich relativ. Man kann immerhin auch noch zoomen.
Die Karte ist ja sehr abstrahiert. Allerdings gibt es sogar diverse Ortsnamen und Flüsse etc.
Es reicht zumindest, um zu sehen, ob man auf dem passenden Weg ist, oder ob der eingeschlagene Weg da hin führt, wo man gerne hin möchte.
Im Wald machen die Wege ja gerne mal scharfe Kurven oder enden im Nichts.
Hier findest du speziell angepasste Karten:
http://www.gmaptool.eu/en/content/maps-garmin-fenix
Hier ein how to:
http://gps-uhr-vergleichstest.de/test-openstreetmap-karten-auf-die-garmin-fenix/
Seit dem neusten Update hat er mir gestern meine individualisierte Karte allerdings nicht mehr angezeigt. Muss ich erstmal schauen was das nun wieder ist. Vllt hat sich das Format geändert oder was auch immer.
Ich habe die Oregon Scientific zuhause und bin damit sehr zufrieden!
H.Meier
sehr interessanter Bericht ich finde aber das die Uhr bei einem Listenpreis von 400,-€ doch zu viele Mängel hat. Insbesondre der Ausfall des GPS Signal ist sehr ärgerlich .
Viele Grüße
Frank
danke erstmal für deinen ausfühlichen Testbericht. Ich habe allerdings noch eine Frage:
Kann ich dieses Fitnessarmband auch für mein Online Fitnessprogramm nutzen? Ich möchte jetzt bald mit dem Programm von Daniel Aminati beginnen, weil ich im Sommer wieder Fit sein möchte.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich es auch mit dem Fitnessprogramm von ihm verwenden kann. Er selber sagt das man diese Armbänder verbinden kann, geht es aber auch mit diesem Garmin Modell?
Trotzdem wollte ich dir für deinen ausführlichen Bericht danken!
LG Andre