Göteborg Halvmarathon 2016

Mit fast einem Monat Verspätung kommt nun der Bericht zum Göteborg Halvmarathon. Alleine das zeigt, dass der Lauf in Sachen Bedeutsamkeit nicht ganz oben angesiedelt war.

Schon wieder so ein Halbmarathon, für den ich mich nicht wirklich vorbereitet habe. Und wieder ist es eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte. Vor vier Jahren habe ich auf eben jener Strecke, die vom Slottsskogsvallen zehn Kilometer lang gen Süden bis Lilla Amundön – eine der vielen schönen Schäreninseln vor Göteborg – führt, nahezu täglich meine Runden gedreht. Damals bin ich auch den Halbmarathon in 1:16:14 gelaufen, was zu jenem Zeitpunkt persönliche Bestzeit bedeutete und heute wohl nicht im Bereich des Möglichen liegt. 1:17 bis 1:18 ist angesichts der fehlenden Vorbereitung realistischer.

Das Wetter ist herbstlich. Schattige acht Grad und ein küstentypischer Wind, der uns auf der zweiten Hälfte entgegen pusten wird. Ursprünglich hätte ich hier sogar den vollen Marathon laufen wollen. Angesichts der Bedingungen mit ich ganz zufrieden mit meiner Entscheidung.

© Mölndals Fotoklubb

Irgendwo bei Platz zehn reihe ich mich nach dem Start ein und hänge mich schnell an zwei Schweden, während etwas weiter vorne die Post abgeht. Das brauche ich heute nicht. Den Vordermännern immer hinter her und die Strecke genießen ist genau das Richtige.

Das Tempo passt, um irgendwo bei 1:17 zu landen. Die kleine Hoffnung, dass ich ohne guten Grund doch etwas schneller sein könnte, verfliegt schnell. Auf der Hälfte des Wegs gen Süden verliere ich kurz den Anschluss und muss zwei, drei Kilometer kämpfen, um die kleine Lücke von nicht einmal 100 Metern zu schließen. Den Windschatten kann ich auf der zweiten Hälfte schließlich gut gebrauchen.

Inzwischen laufen wir auf das Ende des Marathonfeldes auf. Ich finde dennoch die Fersen der Vordermänner wieder und gemeinsam geht es am Wendepunkt zurück Richtung Stadt. Ich verstecke mich weiter hinter ihnen im Windschatten, noch ein, zwei Kilometer lang. Das Tempo fällt dabei leicht. Ob es der Gegenwind, die minimale Steigung oder einfach die Müdigkeit der Mitläufer ist? Nachdem ich auf der ersten Hälfte tatsächlich nicht viel mehr als hinterherlaufen konnte, gehe ich nun nach vorne und versuche die Gruppe zu ziehen. Es dauert aber nicht lange, bis einer der Beiden zurückfällt. Ich nehme wieder etwas Tempo raus, schaue zurück, versuche ihn zu motivieren. Vergeblich.

So sind wir noch zu zweit und ziehen uns nun gegenseitig. Immer wieder wechseln wir uns ab, orientieren uns an dem nächsten Halbmarathonläufer, der irgendwo vor uns im Blickfeld erscheint. Zwei Läufer kassieren wir so, bis unser Schnaufen merklich lauter wird. Doch auch einen weiteren Läufer erreichen wir bei Kilometer 20.

Wieder sind wir zu dritt und nun beginnen tatsächlich die Taktikspielchen. Die Zeit wird knapp unter 1:18 bleiben und platzierungstechnisch gibt es nichts zu reißen. Trotzdem will nun jeder die anderen abschütteln und gleichzeitig nicht zu früh den Turbo zünden.

Ein kleines Hin und Her. Wir biegen vom Radweg ab, noch ein winziger Hügel in Richtung Stadion. Leicht bergab, Zielspurt starten. Der gleichaltrige Läufer, zu dem wir zuletzt aufgeschlossen haben, legt sich mächtig ins Zeug. Aber Zielspurt, das kann ich.

Am Ende bin ich mit 1:17:35 gute 40 Sekunden schneller als noch beim Kiel.Lauf, trotz weniger Vorbereitung und Fokus. Und beide Mitläufer aus der anfänglichen Dreiergruppe feiern ihre (deutlichen) neuen Bestzeiten. Ein optimaler Ausgang für eine Veranstaltung, die man letztlich nur "einfach so" mitläuft.

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