Wettkampf: 2014 // 23.03.2014

TSG Halbmarathon Kaiserslautern

Ausnahmsweise ein Wettkampf mit etwas mehr "Ankündigung" und Vorbereitung. Wirklich geplant war ein Halbmarathon-Höhepunkt im Frühjahr zwar eigentlich nicht, aber nachdem es in Oggersheim überraschend gut lief, musste für den TSG Halbmarathon in Kaiserslautern die Bestzeit angegriffen werden.

Also innerhalb von acht Tagen drei Stufen der Greif-Treppe (2-3-4 km, 4-3-2 km, 3-4-5 km in 3:28/km, 3:29/km und 3:33/km) sowie ein 10-km-TDL in 3:34/km in Bad Kreuznach. Eine perfekte Halbmarathon-Vorbereitung mag anders aussehen, aber es war dennoch meine bisher zielorientierteste Wettkampfvorbereitung des Jahres. Es sah gut aus und machte Mut auf eine Zeit zwischen 1:14 und 1:16 - in Anbetracht meiner neuen Bestzeiten über 5 und 10 Kilometer ein realistisches Ziel. Einzige Unbekannte: Die Strecke.

Unbekannt war mir keiner der einzelnen Streckenabschnitte, aber ich war mir unsicher, wie einfach und schnell beziehungsweise schwierig und langsam die Strecke als Gesamtes im Wettkampf zu laufen wäre. Allgemeine Meinung: Sie läuft sich schneller als man glaubt.

 

Das erste Drittel: Vergeblich den Rhythmus finden

Auf den ersten drei Kilometern vom Fuße des Betzenbergs über den Bremerhof zur Roten Hohl sind es gute 100 Höhenmeter. "Flach" nennt man soetwas in der Pfalz. Zusammen mit Marc-Pascal Ehlen, eigentlich Triathlet und Mittelstreckler (mit einer 33:00 über 10 km), und Felix Rahm laufe ich vorne weg.

Ich versuche das Tempo zu finden. Gar nicht so einfach, wenn man nicht weiß, wie man bei dem Streckenverlauf angehen soll. Wirklich steil ist es nicht, aber bemerkbar machen sich die Höhenmeter durchaus. Nach einer letzten Rampe ist es geschafft, wir erreichen die Rote Hohl, biegen auf die Straße ab und rollen runter. Auf 3:48, 3:41 und 4:10 folgt jetzt eine 3:19. Kann man machen.


Höhenprofil laut Veranstalter

Wirklich rund läuft es aber nicht. Was von außen wie eine harmonische Tempogruppe aussehen mag, wirkt auf mich wie ein unkoordiniertes Rumgewurschtel. Immer wieder wechseln wir die Positionen. Mal ist es mir zu langsam, mal zu schnell.

km 1 bis 7: 3:48 - 3:41 - 4:10 - 3:19 - 3:32 - 3:33 - 3:36 = 25:39 = 3:40/km

 

Das zweite Drittel: Das Rennen entscheidet sich

Der zweite Abschnitt folgt. Bis Kilometer 11 geht es noch einmal leicht bergauf. Auf diesem Abschnitt dürfen wir nach dem erholsamen Bergabrollen keine Zeit liegen lassen. Ich blicke mich einmal um und sehe, wie Vereinskollege Ralf von hinten zu uns aufläuft. Das heißt Tempoverschärfung. Nicht, dass Ralf langsam wäre oder ich ihn nicht bei uns haben möchte, aber er kennt die Strecke gut und wenn er hier flotter läuft, sollten wir das auch tun.

3:35, 3:38, 3:38, 3:40.

So richtig gefällt mir der Blick auf die Uhr nicht. Im Anschluss verschärfe ich jeweils kurz das Tempo und versuche die Gruppe etwas nach vorne zu peitschen. Aber im richtigen Kämpfen-bis-zum-Umfallen-Modus bin ich nicht. Dennoch kann Felix uns bergauf nicht mehr folgen. Da waren es nur noch zwei.

Bergab drohe dann auch ich den Anschluss zu verlieren. Pascal gibt Gas, als wären wir gleich im Ziel, dabei haben wir nach etwa 38:30 gerade einmal die Hälfte geschafft. Ich habe größte Mühe, seinen langen Schritten zu folgen.

3:22, 3:19.

Meine Güte. Hier muss ich dran bleiben. Mit ein-, zweimal tief Luft holen sammle ich genügend Energie, um langsam wieder aufzuschließen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das Rennen sonst verlaufen wäre. Felix hat auf der zweiten Hälfte drei Minuten auf uns verloren.

km 8 bis 14: 3:35 - 3:38 - 3:38 - 3:40 - 3:22 - 3:19 - 3:26 = 24:38 = 3:31/km

 

Das letzte Drittel: Mehr als Bestzeit ist nicht drin

Trotz des schnellen Bergaublaufens wird mir klar: Eine 1:14 wird das heute nicht. Wir befinden uns inzwischen wieder auf der Straße und wir nähern uns wieder Kaiserslautern. Bei Kilometer 14 ein zweiter Verpflegungspunkt, bei dem ich zugreifen möchte, doch die Damen sind mehr mit Schnattern und Kichern beschäftigt, sodass Pascal vor mir schon kaum den Becher greifen kann und die Damen mich gekonnt ignorieren. Kurz möchte ich sie in Stücke zerreißen. - Aber wirklichen brauchen tue ich nichts. Wolkig, etwa 5 Grad. Das bringe ich auch so zu Ende.

Bestzeit-Bedingungen und eine Strecke, die sich wirklich schneller läuft als man eigentlich denken würde. Aber noch sind wir nicht da und viel Power habe ich nicht mehr. Wie gesagt, der richtige Kick, bis ans absolute Limit zu gehen, fehlt irgendwie. Auch Pascal, der heute seinen ersten Halbmarathon läuft, zündet keinen Turbo.

km 15 bis 21: 3:27 - 3:31 - 3:34 - 3:31 - 3:36 - 3:40 - 3:32 = 24:51 = 3:33/km

Ein ganzes Stückchen laufen wir nun auf meiner früheren Hausstrecke. Noch einmal abbiegen, Vereinskollege Christian steht am Rand, kündigt die letzten 1400m an und motiviert mich zum Endspurt.

Unterführung, letzte kleine Rampe, und - Schluss. Ende. Pascal macht auf der Rampe schnell ein paar Meter gut und meine Oberschenkel geben mir klare Anweisung, bloß nicht schneller zu laufen. Arghh!

Das war's. Pascal zieht davon, ich verziehe das Gesicht und trotte hinterher. Etwas mehr Vorliebe für Schmerzen hätte mir in dem Moment gut getan. Stattdessen lasse ich mich hängen und beschleunige erst 500 Meter vor dem Ziel wieder. Ich stürze in 1:15:36 durchs Ziel, 15 Sekunden hinter Pascal.

Trotz der vielleicht nicht schweren aber sicher nicht ganz einfach zu laufenden Strecke die Bestzeit aus Göteborg, die ich damals mit langer, intensiver Vorbereitung und perfekten Bedingungen gerannt war, um 40 Sekunden geknackt. - Läuferherz, was willst du mehr? Gut, klar, da fallen mir spontan für dieses Jahr noch so einige Sachen ein, aber für den Moment ist das Ergebnis die reinste Genugtuung.

Statistik

TSG Halbmarathon
Platzierungen: 2. von 44 (AK), 2. von 404 (Gesamt)
Veranstalter: http://www.cms.tsg-kl.de/index.php/laufabteilun...
Ergebnisse: http://my1.raceresult.com/details/results.php?l...
Besten Läufe über 21,1 km
17.08.2014 1. Lußhardtlauf 1:14:01 (3:30)
09.04.2016 2. Rhein-Volkslauf 1:15:34 (3:35) -1:33
23.03.2014 3. TSG Halbmarathon 1:15:36 (3:35) -1:35
31.05.2014 4. SAP Arena Marathon 1:15:38 (3:35) -1:37
13.10.2012 5. Göteborg Halvmarathon 1:16:14 (3:37) -2:13