Wettkampf: 2010 // 11.11.2010

Entspannung in Bad Godesberg

Ein Start von hinten und ein seltsames Gefühl. Es sollte nicht mein Lauf werden, nein. Es sollte Evas Lauf sein. Ein 15-km-Lauf für den Spaß und für mich keine Woche nach dem Hockenheimringlauf eine wunderbare Entspannung. Wie schon für Christian dort wollte ich auch hier für Eva den Hasen spielen.

Brav reihen wir uns hinten ein. Evas Versuch, mich zu einem Start auf Tempo und Sieg zu überreden, konnte ich mit einem genaueren Blick in die Vorjahresresultate noch erfolgreich blocken. Stattdessen traben wir langsam hoch, den ersten Berg, wie jemand an meiner Seite meint. Drei Runden sind durch den Wald zu laufen und wir genießen es. Gemütlich am Schnacken sind wir schneller als geplant. 6:20 hatte die Dame als Zieltempo vorgegeben und dackelt nun fröhlich unter sechs Minuten pro Kilometer los.

Sie sieht aber gut aus und fühlt sich auch so - ok. Beim Christian hat es auch gewirkt, es einfach laufen zu lassen. Als Eva dann aber auch noch genügend Energie aufbringt, einen Mitläufer anzusprechen und sich mit ihm zu unterhalten, bin ich erstaunt. Ein Lauf am Limit für die jeweilige Distanz sieht anders aus. So drehen wir aber weiter die Runde, halten das Tempo und fühlen uns wohl. Mitten durch den Wald, über Matsch und Blätter. Für Verpflegung ist gesorgt und Eva bleibt beim schnellen Tempo. Nur geringfügig schneller ziehen später die Führenden vorbei, eingesaut bis oben hin. Und Eva, die klatscht fröhlich mit. Kraft hat sie ja.

Vor Kilometer Zehn wird es noch dann so richtig abstrus. Ich sammele zwei Becher Wasser für sie ein, doch anstatt zum Trinken wie bei der ersten Runde eine Gehpause einzulegen, gibt sie Gas. Die Zeit ist spitze und jemand möchte 10-km-Bestzeit laufen. Locker. Beim 15er. Langsam wird mir klar, dass das Mädel noch einiges an Qual auf den letzten Metern vertragen wird. Bis Kilometer 12 halten wir aber vernünftig das Tempo. Kein Einbruch. Alles ist gut. Langsam wird es dann schneller, zwei Damen im Blick. Es beruhigt mich fast, dass Eva nun endlich lauter am Atmen ist.

Bisher hatte ich sie an der Seite, hier und da quatschend, locker begleitet. Jetzt setze ich mich vor sie, weise ihr den Weg (auch wenn sie das scheinbar nicht wahrnimmt) und achte auf das Tempo. Nur langsam schneller werden. Gut zureden, eine Spitzenzeit. 100 Minuten gewollt und nun schon 90 sicher. Verrückt. Auf dem letzten Kilometer noch einmal schneller, das Ziel ist zu erahnen und Eva immer lauter am Schnaufen. Jawoll, so gehört sich das! Vorwärts, noch einmal antreiben und Schlussspurt endlich wieder auf Asphalt. Gas geben kann sie und während wir gemeinsam einen Läufer überholen, spurte sie vor dem Zielstrich noch einmal davon. Unter 1:28 - danach schmeckt auch jedes angerührte Pulver aus der Mülltonne gut. Auf Eva!

Nur einen Nachteil hatte das Ganze: Der Plan, endlich mal ernsthaft langsam zu laufen, ist fehlgeschlagen. Dazu war Eva mit ihrem 5:50er-Schnitt definitiv zu schnell.