Wettkampf: 2009 // 17.09.2009

Debüt beim Kiel-Lauf 2009

Nein, es geht nicht um mich. Auch wenn ich 2006 dort meinen ersten Lauf und 2007 sowie 2008 jeweils den Halbmarathon gemacht habe - dieses Jahr fand der Kiel-Lauf ohne mich statt. Stattdessen war eine Freundin dabei, die ihren ersten Volkslauf geschafft und diesen hier in Worte gefasst hat:

Ihr Debüt

6 Uhr – der Wecker klingelt. Es ist Sonntag, der 13. September 2009. In der Nacht habe ich, obwohl ich früh im Bett war, kaum geschlafen, doch ich bin sofort hellwach. Denn heute ist er – mein erster Wettkampf.

Alles begann vor 56 Tagen, denn da habe ich mir, in fachmännischer Begleitung, meine Brooks Glycerin 7 gekauft, meine ersten Laufschuhe. Direkt am nächsten Tag bin ich los gelaufen, um zu schauen, wie es sich in meinen bisher teuersten Schuhen läuft - und ich war positiv überrascht. Es war eine wunderbare Art und Weise, den Alltag zu vergessen und einfach allein zu sein.

Doch aller Anfang ist schwer, da braucht man schon mal Unterstützung. Wer ist da besser geeignet als ein erfahrener Läufer, der mich schon direkt nach dem Schuhkauf zur Anmeldung zum Kiel.Lauf 2009 überreden wollte? "Es müssen ja auch nur 6km sein" meinte er, doch 6km? Das ist ganz schön viel ... Schaffe ich das überhaupt irgendwann mal? Ich war skeptisch und konnte nicht anders, als mit einem "Nein, ich glaube du bist verrückt" zu antworten.

Doch mein Training lief immer besser, genau wie ich. So wurden meine Läufe länger, die Gehpausen kürzer und die Geschwindigkeit besser. Schon nach 3 Wochen hatte ich meine ersten 6km am Stück gepackt, also meldete ich mich übermütig für den Schülerlauf über 6 km beim Kiel.Lauf 2009 an. Da ich eine gute Zeit erreichen wollte, trainierte ich mehr, machte weniger Pausen zwischen den Lauftagen und es kam, was kommen musste. Mein Körper hatte etwas dagegen – mein rechtes Schienbein machte nicht mehr mit. Nach 2 Wochen Pause und viel Hoffen konnte ich aber trotzdem am 13. September starten.

Meine Mutter und ich so gegen 7 Uhr aufgebrochen und waren natürlich viel zu früh da – wie hätte es auch anders sein sollen? Am Veranstaltungsort angekommen herrschte geschäftiges Treiben, denn es war noch nicht alles aufgebaut. Dennoch war schon eine unglaubliche Atmosphäre zu spüren. Ich wurde immer aufgeregter und wollte, dass es endlich losgeht.
Doch erst mussten die Bambinis ihren Lauf starten, dann die 3km-Schüler und dann erst die 6km-Schüler und 6km-Kurzlauf.

Irgendwann, kurz vor dem Start der Bambinis habe ich dann meine Startnummer befestigt und meinen Transponder am Schuh angebracht. Knapp 20 Minuten vor meinem Start habe ich dann angefangen mich zu dehnen, und ein wenig hin und her zu laufen, damit ich auch optimal starten konnte. Und dann wurde es endlich 9:20 Uhr. Der 6km-Lauf begann.

Ich lief los wie beflügelt. Die Zuschauer jubelten uns schon jetzt zu – und dabei waren wir gerade erst ein paar Meter gelaufen. Doch wie langsam laufen einige Menschen? Ich hatte das Gefühl, dass sie alle genau vor mir immer langsamer wurden, also begann ich mich weiter nach Vorne zu schlängeln. "Noch ein letzter Tipp: starte langsam. Gaaaaaanz langsam" – aber ich lief doch langsam? Genau das dachte ich, den gefühlten ersten Kilometer über, der sich als vielleicht 500 Meter herausstellte, denn das Kilometerschild kam und kam nicht. Irgendwann kam es dann und ich dachte noch lange nicht daran mein Tempo zu drosseln.

Aber es war verdammt warm. Das Wetter meinte es gut mit uns und so konnte wir alle auf der Kiellinie unter blauem Himmel und Sonnenschein dem 2km-Schild entgegenlaufen. Bis dahin lief es wunderbar. Bis die einzige wirklich Steigung die wir in Kiel haben kam. Dabei dachte ich die sei nur auf der 10,5km-Stecke und nicht auf meiner! Damit hatte ich nicht gerechnet. Doch da frau ja leichtsinnig ist habe ich das Tempo so gelassen, denn es waren erst knapp 15 Minuten vergangen. Ich quälte mich, doch ich kam hoch. Ich bin nicht stehen geblieben, nicht gegangen, sondern unverändert weiter gelaufen und da Vorne war meine Rettung – der erste Wasserstand.

Ich trinke normalerweise nie beim Laufen, dafür waren die Distanzen bisher zu gering, doch jetzt brauchte ich es. Doch beim Laufen zu trinken ist keine gute Idee und so habe ich mehr vergossen, als ich getrunken habe, doch es war erfrischend.

So ging es weiter, jetzt mit einem neuen Hindernis. Die kleineren Schüler (ab Jahrgang 1999) hatten anscheinend mehr Spaß daran die Plastikbecher, die auf den Boden geschmissen wurden, zu zertrampeln, oder Läufern zwischen die Füße zu kicken. Von den kleinen Kindern genervt und von den zahlreichen Menschen am Rand motiviert, begann ich mich immer weiter nach Vorne durch zu kämpfen.

Und dann kam die nächste Station mit Musik, Getränken und neuen Zuschauern, die sehr motivierend waren. Doch diesmal wollte ich nichts trinken, sondern nur von den becherwerfenden Läufern weg. Und so näherte ich mich dem 4km Schild. Nur noch 2km, jetzt hieß es durchatmen und weiterlaufen! Und so näherte ich mich dem Ziel mit fast unverändertem Tempo, aber die Beine wurden schwerer und da, wo keine Zuschauer waren, wurde es auch schwerer nicht stehen zu bleiben.

Ich lief und lief und da, an einem der Häuser, hing ein großes Transparent auf dem "Respekt" stand! Es wurden immer mehr Menschen, die uns zu riefen "Nur noch 500 Meter! Das schafft ihr! Ihr seid Klasse!". Und da es schon einmal bergauf ging, ging es nun bergab und ich wurde schneller. Und es wurden immer mehr Menschen und ich wurde noch schneller. Zu den Menschen kam Musik und zu der Musik die Jubelschreie der Zuschauer!


Noch knapp 100 Meter bis zum Ziel, neben dem eine riesige Uhr mit der Zeit 34:59 stand. Doch das war die Brutto-Zeit, nicht meine Netto und mit immer mehr Menschen und einem immer breiteren Grinsen im Gesicht überquerte ich die Ziellinie und konnte nicht anders. Ich musste lachen. Es war einfach wundervoll im Ziel zu sein, all die Menschen um sich zu sehen und dann auch noch eine Medaille in die Hand gedrückt zu bekommen.
Meine erste Medaille.
Ich bin im Ziel.
Ich habe es geschafft.

Langsam begann ich meine Gedanken zu ordnen und begann weiter zu gehen, um etwas zu trinken. Aber erstmal wollte ich meine Mutter finden um ihr zu zeigen, ich habe es geschafft. Zum Schluss habe ich mir, natürlich, noch eine Urkunde besorgt. Man mag es kaum glauben. Ich bin mit einer Netto-Zeit von 34:42 Minuten auf Platz 272 der Gesamtwertung gelandet, doch das ist ja, eigentlich, nebensächlich.
Denn, Hauptsache man läuft!